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WIEN/ Staatsoper: ARABELLA

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WIEN / Staatsoper: ARABELLA am 01.02.2016


Ileana Tonca (Zdenka). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Mit der dritten Vorstellung ging eine zufriedenstellende Arabella – Serie zu Ende. Diesmal wurde der Zugang zur Oper nicht von durchgeknallten Jüngern der Intoleranz und der Selbstgerechtigkeit – links und rechts des demokratischen Spektrums – sondern durch die Vorbereitungsarbeiten zum Opernball beeinträchtigt. Wahrlich ein erfreulicherer Grund – egal wie man zum aufwendigsten Kasperltheater der Nation auch stehen mag.

Was im Haus geboten wurde, konnte sich weniger sehen als hören lassen. Wenn man nach fast zehn Jahren mit der eigentümlichen Bechtolf – Inszenierung seinen Frieden gemacht hat, kann man sich ganz auf die musikalische Interpretation einlassen – und das lohnte sich diesmal wirklich.

Das Ereignis des Abends war Anja Harteros, die derzeit wohl überzeugendste Arabella. Ihr edel klingender, technisch perfekter Sopran ermöglicht die Gestaltung der „endlosen“ Strauss-Bögen, schwingend strömend mit scheinbar nie versiegender Luft. Ileana Tonca aus dem Ensemble der Wiener Staatsoper war als kleine Waldner-Schwester mit dem gefeierten Weltstar auf Augenhöhe. Ihr heller, schön klingender Sopran ist gereift und blühte im Duett mit Arabella eindrucksvoll auf und bescherte uns den ersten Höhepunkt des Abends.

Die Eltern Waldner stellten dem Staatsopernensemble ein weiteres hervorragendes Zeugnis aus. Wolfgang Bankl sang den Graf Theodor souverän mit mächtigem, wandlungsfähigem Bass und spielte den moralisch und finanziell verarmten Adeligen mit wienerischer Schlitzohrigkeit. Seine Gattin Adelaide wurde von Carole Wilson stimmlich und darstellerisch gut und unterhaltsam dargestellt.

Tomasz Konieczny war in der letzten Vorstellung der Serie ein sehr guter Mandryka. Neben seinen unbestreitbaren Vorzügen – der kraftvollen, der technisch exakten Stimmführung und dem passenden Aussehen und Auftreten – gelang ihm diesmal, die sonst so störende gaumige Stimmfärbung großteils zu vermeiden. Das Duett mit Arabella wurde so dank einer grandiosen Anja Harteros und eines einfühlsamen Tomasz Konieczny zum gefühlvollen Höhepunkt des Abends.

Herbert Lippert bewies aufs neue, dass er ein „Spezialist für eh alles“ und damit für den Spielbetrieb so wertvoll ist. Er sprang kurzfristig für den erkrankten Michael Schade als Matteo ein und erzielte einen weiteren Erfolg als „Feuerwehrmann“.  Sein lyrischer Tenor bewältigte diese anspruchsvolle Partie problemlos und ließ in den leidenschaftlichen Stellen etwas vom Ariadne – Bacchus – bei dem er ja auch schon erfolgreich eingesprungen ist – erahnen.

Hila Fahima zwitscherte eine temperamentvolle Fiakermilli; die drei Grafen Elemer (Norbert Ernst), Dominik (Manuel Walser) und Lamoral (Sorin Coliban) erzielten das beste Ergebnis, das in dieser fragwürdigen Inszenierung zu erreichen ist.

In den kleinen Rollen zeigte sich wieder die Qualität des Staatsopernensembles: Donna Ellen als  Kartenaufschlägerin, Michael Wildner, Dominik Rieger und Drita Luca als Welko, Djura und Jankl. Wenn man dann noch einen vorzüglichen Tenor wie Wolfram Igor Derntl als Zimmerkellner „verschwenden“ kann, ist das purer Luxus.

Mit Cornelius Meister zeigte ein weiterer junger Kapellmeister, dass es uns um die Zukunft des großartigen Wiener Strauss Klanges nicht bange sein muss. Das Staatsoperorchester lieferte unter der umsichtigen Stabführung des Chefdirigenten des ORF- Radiosinfonieorchesters die gewohnt kompetente Interpretation.

Maria und Johann Jahnas

 

 

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