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LUDWIGSBURG/ Forum am Schlosspark: BALE DA CIDAE DE SAO PAULO

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 Bale da Cidade de Sao Paulo im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

MIT EXPLOSIVEM TEMPERAMENT

Bale da Cidade de Sao Paulo am 17. Februar 2016 im Forum am Schlosspark/LUDWIGSBURG

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Foto: Forum Schlosspark

Das Bale da Cidade de Sao Paulo ist die größte Tanzkompanie Südamerikas. Im Forum wurde nun „Antiche Danze“ in der subtilen Choreografie von Mauro Bigonzetti vorgestellt. Es ist ein vollkommen von der Musik Ottorino Respighis inspiriertes Stück, in dem der Musikgeschmack der Renaissance durchschimmert. Alltagsgesten, Staccato-Bewegungen, Tanzpassagen mit großer Dynamik verbinden sich virtuos mit antiker Ästhetik und hervorragend dargestelltem Ausdruckstanz. Die modern gefärbten harmonischen Wendungen Respighis werden von den Tänzerinnen und Tänzern facettenreich umgesetzt. Der musikalische Impressionismus ist hier genauso spürbar wie die Klangwelten Debussys und Ravels. Es ist eine Vereinigung melodisch-thematischen Gehalts mit einem schillernd-farbigen tänzerischen Gewand. Leidenschaftlich durchpulst sind die Szenen Bergamasca, Arie di Corte oder Siciliana.

Als zweites Stück war dann nicht ganz so eindrucksvoll „Adastra“ in der Choreografie von Cayetano Soto zu erleben. Die Musik von Ezio Bosso zeigt eine ganze Lebensphilosophie. Es ist ein tänzerisch trotzdem glanzvoll umgesetzter Ankerpunkt der Erkenntnis, ein Weg zu dem Stern, den jeder Einzelne von uns in sich trägt. Man erlebt mit, welch intensive körperliche Energie notwendig ist, um seinen persönlichen Glücksstern zu erreichen. Es ist ein persönlicher Kampf, der hier tänzerisch großartig umgesetzt wird. Der Titel heißt übersetzt „Ohne Fleiß kein Preis“. Er stammt von dem lateinischen Spruch „Per aspera ad astra“. Es geht vor allem um Arbeit und Disziplin. Den „Willen zum gesunden Verstand“ zwischen Fantasie und Realität beschreibt „O Balcao de Amor“ als suggestive Choreografie von Itzik Galili. Eine Grenzlinie wie ein Hochseil wird hier als Huldigung an einen Traum gezogen. Die Musik von Perez Prado begleitet die Tänzerinnen und Tänzer ausdrucksstark. Es sind offensichtlich tanzende Dämonenseelen, die zum Horizont fließen. Glück geht hier gegen Schmerz immer am Ende jeden Atemzugs. Das portugiesische Wort „balcao“ kann übrigens einen Balkon, aber auch einen Bank-Schalter oder ähnliches bezeichnen. Dieses temporeiche Ballett spricht die Extreme der Liebe an. Es sind rasante Assoziationen an Romeos akrobatischen Sprung auf Julias Balkon. Die Tänzerinnen und Tänzer erscheinen komisch und energiegeladen zugleich. Für die Companie gab es am Schluss feurigen und tosenden Schlussapplaus.         

Alexander Walther

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