MÜNCHEN / Bay. Staatsballett – Sinfonie in C / In the Night / Adam is – 21.1.16
Nur noch 2 x wird der attraktive Dreiteiler in dieser Spielzeit gezeigt, am 23.2. und am 19.4. zum Finale der diesjährigen Ballettfestwoche.
Diese Zusammenstellung bietet den STB-Tänzern eine breites Spektrum an Stilmitteln und kann damit seine enorme Vielseitigkeit bestens demonstrieren.
Sinfonie in C von George Bizet, choreografiert von George Balanchine – ein Traum in weiß (Damen) und schwarz (Herren); hier zelebrieren Solisten und Corps feinste Klassik.
Im 1. Satz erfreut das junge, elegant spritzige Paar Nicha Rodboon (wunderschönes Rollendebut!) mit Erik Murzagaliyev. Erneut zum Dahinschmelzen schön, das Adagio von Lucia Lacarra und Marlon Dino – ein eleganteres Paar wird man kaum finden. Im 3. Satz zeigen Ivy Amista und Maxim Chashchegorov (enorm elegant weich in den Sprüngen) geradezu verblüffend vollendete Synchronität. Die niedliche Katherina Markowskaja im 4. Satz hatte in Cyril Pierre einen nicht (mehr) befriedigenden Partner. Über seine Danseur-noble-Zeit ist er nun mal hinweg. Er hat sich bestens als Charakterdarsteller etabliert. Wenn er schon noch solche Rollen tanzt und das Publikum vielleicht gewillt ist, über eine gewisse Steifheit hinwegzusehen, so müsste die Maske sich wenigstens ins Zeug legen, um ihn optisch auf jung zu trimmen, die können sowas doch (vor allem die grauenhafte Haarpracht schreit nach Bearbeitung). –
In the Night – 3 Paare, 3 Generationen, choreografiert von Jerome Robbins zu Klaviermusik von Frédéric Chopin. – 1. Das jungverliebte Paar – mit viel Hingabe interpretiert von Mai Kono und Javier Amo. – 2. Das in seiner Liebe und Zusammengehörigkeit gereifte Paar – wunderbar Ivy Amista mit selbstbewusster Attitüde und Marlon Dino, einfach ein Bild von einem Mann und Danseur noble, und ein ganz wunderbarer Partner. – 3. Das ältere Paar im Zwiespalt: Lieben wir uns noch, oder nicht, vielleicht ist es doch am besten zusammenzuhalten. – Lucia Lacarra fraglos wie stets großartig als Frau; für ihren Partner Cyril Pierre muss leider das oben gesagte auch hier gelten.
Adam is von Aszure Barton – 9 Tänzer toben sich abwechselnd, in kleineren und größeren Gruppierungen, höchst imponierenden Soli und einem Pas de deux auf der Bühne aus; über allem der riesen-Bär, dessen trauriges Gebrumm nicht nur erheitert sondern auch berührt. Jeder der Jungs ein Unikat: Erik Murzagaliyev, Léonard Engel, Javier Amo, Shawn Throop, Nicholas Losada, Gianmarco Romano; dazu Ilia Sarkisov mit seinem breakdance-artigen Solo, sowie mit einem solchen auch Jonah Cook. Dessen Final- Pas de deux mit Matej Urban macht nun noch mehr Eindruck als bei der Premiere. Wirkte dort das Zusammenkommen der beiden Männer noch wie eher zufällig, so strahlt Cook jetzt sehr viel Selbstbewusstsein aus und wird so zum Fordernden, der den anderen Mann (Urban) verführt.
Die Bizet’sche Sinfonie wurde von Staatsorchester unter der bewährten Leitung Michael Schmidtsdorffs live beigesteuert (mit einem schrecklich indisponierten Hornisten…). Als Chopin-Pianistin bei In the Night brillierte Natalia Rysina; und die Musik- und Geräuschkulisse zu Adam is dürfte durchaus leiser über die Lautsprecher geschickt werden.
Ein glückliches und zufriedenes Publikum bedankte sich mit ausgiebigem Beifall nach jedem Stück; nach Adam is tobte es sogar.
D. Zweipfennig
Foto: Adam_is_Matej_Urban__Jonah_Cook__c_Wilfried_Hoesl