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WIEN/ Staatsoper: MANON – Damrau und Vargas begeistern

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WIENER STAATSOPER, 22. Februar 2016
Jules Massenet: Manon
Damrau und Vargas begeisterten!


Diana Damrau. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Erfreulich wenn die Papierform hält! Die Besetzung für Jules Massenets Manon in der Februar-Serie an der Wiener Staatsoper versprach ja einiges, Diana Damrau kehrte in der Titelpartie wieder ans Haus zurück und an ihrer Seite war- wie zuletzt 2010 -Ramón Vargas als DesGrieux aufgeboten. Und die beiden sorgten für einen exzeptionellen Abend, bei dem man die Widersinnigkeiten der Serban-Inszenierung, der die Handlung ins falsche Jahrhundert transponierte, rasch ad acta legen und sich aufs akustische Geschehen konzentrieren konnte. Damrau zeigte Manon nicht als die Unschuldige vom Lande, sondern als Frau mit durchaus Lebenserfahrung, die stets weiß was sie möchte. Schauspielerisch hatte sie über den ganzen Abend lang das Heft in der Hand, in sängerischer Hinsicht dauerte es dann doch ein wenig, aber spätestens bei der Gavotte sprang auch der Funke ins Publikum über und es gab Riesenjubel. Auch wenn der eine oder andere Ton ein wenig von unten angeschliffen wurde, gab es an dieser Interpretation nichts auszusetzen. Lyrisch, dramatisch, in jeder Hinsicht eine würdige Primadonna! Positiv überrascht hat mich die feine Tagesverfassung von Ramón Vargas, der in den letzten Jahren nicht immer in solcher Form zu hören war. Seine Partnerin motivierte ihn offenbar noch zusätzlich und auch bei den Spitzentönen gab es nie Unsicherheiten.

Und ebenso erfreulich konnte man ein gelungenes Rollendebüt von Boaz Daniel als Lescaut vermelden, der neben dem tragischen Liebespaar (fast) auf Augenhöhe sang. Sein Bariton hat sich belkantesk weiterentwickelt und auch an Fülle und Obertonreichtum gewonnen, das einstige Ensemblemitglied des Hauses ist auf einem guten Weg! Dazu hörte man einen wie stets sehr präsenten Dan Paul Dumitrescu als Vater Des Grieux. Leider nur wenig konnten Mihail Dogotari als Brétigny und Thomas Ebenstein als Guillotde Morfontaine überzeugen. Aber es stellt sich bei den beiden wohl die Frage, ob sie wirklich die ideale Besetzung für diese Charakterrollen sind. Wesentlich zufriedener konnte das Publikum mit dem Freundinnen-Damentrio Hila Fahima, Ulrike Helzel und Miriam Albano sein, besonders in vokaler Hinsicht.

Frédéric Chaslin führte das philharmonische Wiener Staatsopernorchester mehr routiniert als mit Esprit durch den Abend, aber das reichte, um eine gelungeneund teilweise auch berührende Aufführung zu garantieren. Ein Tipp am Rande: Wenn schon die Personenführung der Komprimarii Jahre nach der Premiere offensichtlich nicht mehr geprobt werden (und diesen Eindruck gewann ich), dann könnte die sinnlose Sadomaso-Szenerie im vierten Akt ebenso ersatzlos gestrichen werden. Aber das soll’s in szenischer Hinsicht auch schon gewesen sein, der Merker-Platz auf der Galerie zwingt ohnedies zur Konzentration auf Musik und Gesang, bei der Manon wahrlich kein Nachteil. Am Ende verdienter enthusiastischer Jubel, besonders für die beiden Hauptprotagonisten.

Ernst Kopica
MERKEROnline 

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