
Marin REBEKA und Juan Diego FLÓREZ
Wiener Staatsoper
Charles Gounod “ROMÉO ET JULIETTE”
23.Februar 2016
54.Aufführung in dieser Inszenierung
Keine Frage, so schön kann Oper sein! So schön, wie gestern Abend in der Wiener Staatsoper, wenn das richtige Liebespaar zusammen kommt und dieses Gounodsche Vehikel für überquellende Sehnsuchtsmelodien, die alle wie in Bernstein gegossen wirken, zum Leben erweckt.
Da hinterläßt Juan Diego Flórez keinen Zweifel, dass er mit der Interpretation des Roméo eines seiner besten Leistungen zustande gebracht hat, die man an diesem Haus und in dieser Partie hören konnte, seien es die großen Melodiebögen in den Duetten, sei es seine, mit effektvoller Pianokultur vorgetragene große Arie oder so mancher Spitzenton, wie etwa das so ansatzlose und sauber in den Raum gestellte Hohe-C im Finale des 3. Aktes. Der Sänger ging mit technischer Finesse an die Grenzen, die ihm diese Partie aufzeigt und er schafft die Herausforderung, ohne an stimmlicher Kultur und an Glanz verlieren zu müssen.
Und mit hörbarer Begeisterung und bemerkenswertem stimmlichen Einsatz stand mit Marina Rebeka eine Julia zur Verfügung, welche die so hochartifizielle Leistung ihres Partners vereinte mit dem Touch der jubelnden Verliebten und den hinreissenden Kantilenen der zum Tode bereiten. Ein Liebespaar eben, dass sich musikalisch ergänzte: ein, auch optisch bestens ins Bild passender Verliebter von höchstem gesanglichen Adel und eine junge Verliebte, die ihren Partner mit vokaler Fülle und glaubwürdigem Appeal mitriss.
Marco Armiliato war der Dirigent, der zusammen mit den seidenweich aufspielenden Philharmonikern den Klangteppich legte, der solche gesanglichen Leistungen ermöglichte. Und der von Thomas Lang einstudierte Staatsopernchor bot wieder feine Bewegungsarbeit.
Fünfzehn Jahre ist diese Regiearbeit von Jürgen Flimm alt und sie ist Dank ihrer Reduktion auf eine effektvolle Lichtarchitektur von Patrick Woodroffe und den prächtigen Kostümen der Birgit Hutter noch immer sehenswert und eine der besten aus den Lagerbeständen früherer Jahre.
Einen eher schwachen Eindruck hinterließ diesmal das restliche Ensemble des Hauses: War es ein Mangel an Probenarbeit oder eines des Castings, aber bewährte Kräfte wie Rachel Frenkel, Carole Wilson oder Carlos Osuna kamen nicht so richtig zur Wirkung, oder ob Gabriel Bermúdez als Marlon-Brando-Typ richtig eingesetzt ist oder ob Alexandru Moisiuc als Fiesling vom Dienst einem Frère Laurent die richtige Stimmfarbe leiht, das sollten die weiteren Vorstellungen der Serie beantworten.
Viel Applaus für das Liebespaar, ganze neun Minuten am Schluss.
Peter Skorepa
MerkerOnline