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WIEN/ Volksoper: LA TRAVIATA. Die Erwartungen waren viel zu hoch!

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WIEN/ Volksoper: „LA TRAVIATA“ am 12.3.2016.  Die Erwartungen waren viel zu hoch!

 In die Volksoper gehe ich schon allein wegen der Inszenierung dieser Oper immer sehr gerne. Doch diesmal waren die musikalischen Erwartungen viel zu hoch, schade.

Alfred Eschwe am Pult hatte keinen guten Tag. In der Musik gab es kein Feuer, keine leicht klingende Verdikantilene, dafür alles zerdehnt und verquält.

Die Titelrollensängerin riss das ganze wirklich heraus, Rebecca Nelsen hatte am Anfang Unstimmigkeiten mit dem Pult, setzte aber dann ihre musikalische Meinung durch. Sie gestaltete eine Violetta mit ihren Höhen und Tiefen dieses kurzen Lebens voll mit der Stimme und das gelingt nur ganz wenigen. Wenig gute Partner standen ihr zur Seite. Immer wieder fällt der Bass Yasushi Hirano als Dr. Grenvil mit schöner Samtstimme auf und immer mehr wundere ich mich, warum dieser Künstler nie bessere Rollen im italienischen Fach singen darf. An diesen Abend war er eine sehr wertvolle Stütze. Als Alfredo war JunHo You zu hören. Nicht zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass er nicht so ganz genau weiß was er singt. Sprachlehrer müssen ja nicht sein, aber ein Korrepetitor sollte doch noch so manches verbessern und erklären können. Dass heute nie italienische Aussprache für Sänger unterrichtet wird, ist ein Manko, weil alles auf Englisch ausgerichtet ist. Die Sprache der Oper ist diese Sprache aber nicht. Die Stimme hat sich kaum entwickelt und sitzt sicher nie so ganz verlässlich, so dass Pianostellen immer seltsam klingen und verunsichert wirken. Der Ausweg in ein Dauerforte ist auch nicht ideal. Eine wirkliche Enttäuschung war Aleš Jenis, den ich vor einigen Jahren als Finalist im Belvedere Wettbewerb hörte. Eine an sich schöne Stimme, aber leider nicht sehr fein geführt. Die Mittellage ist sehr ordentlich, aber die Höhe wirkt eng und ein wenig abgenützt, das ist sehr früh, die Tiefe wenig profund (aber das könnte noch kommen). Die Arie des Germont pere war auch vom Orchester extrem langsam begleitet, was nicht sehr hilfreich für den Sänger war. Sehr schön gelang allerdings der Strettateil des großen Duetts mit Violetta im zweiten Bild.

Der Chor sang gut und ordentlich, auch sehr ambitioniert, das komische Ballett und auch der Totentanz waren ausgezeichnet. Diese Szenen sind einfach gut gelöst und zeigen, was für ein toller Theatermensch Hans Gratzer war.

Der Rest der Besetzung sei verschwiegen. So schwache Komprimari Leistungen sollten nicht die Tagesordnung sein.

Elena Habermann

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