„Die Walküre“ in Kiel: Ein Abend der großen Stimmen. Premiere am 12.3.2016
Von Horst Schinzel
Thomas Hall (Wotan), Jane Dutton (Brünnhilde) und die Walküren. Foto: Olaf Struck
Wagners Oper „Die Walküre“ ist in erster Linie die Auseinandersetzung mit dem Scheitern der Visionen Wotans. Der Göttervater (im Gegensatz zum Text sehr jugendlich Thomas Hall) wollte den freien Menschen schaffen. Und ist damit kläglich gescheitert. Seine Macht fußt auf Lug und Trug. Schon im Vorspiel „Das Rheingold“ sind Alberich und die Riesen betrogen worden. Und jetzt muss Wotan von ihm als Muster eines freien Menschen geschaffenen Siegmund (Bryan Register) um des Laufs der Weltgeschichte halber scheitern lassen. Ein Scheitern, gegen das sich Brünnhilde (Jane Dutton) vergeblich aufbäumt. Und dafür mit Sterblichkeit bestraft wird.
Kiel Generalintendant Daniel Karasek hat dieses mystische Geschehen zusammen mit seinem Ausstatter Norbert Ziermann, der Kostümbildnerin Claudia Spielmann und dem Video-Gestalter Konrad Kästner mit einer gehörigen Prise Humor auf die Bühne gebracht. Die Wohnung des vierschrötigen Germanenfürsten Hunding (Timo Riihonen) ist im Stil der Fünfziger Jahre möbliert. Wenn die liebreizende Götter-Gattin Fricka (Alexandra Petersamer) ihren Göttergatten Wotan seiner vielfachen Untreue und der Vernachlässigung jeder Moral zur Rede stellt, trifft sie ihn bei seiner Morgentoilette. Und den Walkürenritt begleiten Schwärme von Drohnen. Auch während der langen Auseinandersetzungen zwischen Brünnhilde und ihrem Vater gleiten immer wieder solche Konstruktionen über den Nachthimmel. Andererseits bleibt vieles von dem fünf Stunden langen Geschehen auf der Bühne nur angedeutet.
Diese fünf Stunden sind der Abend der großen volltragenden Stimmen. Ob Wotan, Brünnhilde (die Sängerin ist Amerikanerin), Sieglinde (Agniezka Hauser), Siegmund, Hunding, Fricka – sie alle singen ohne Ermüdungserscheinungen sehr verständlich gegen das oftmals recht laute Orchester an. Die Walküren bezaubern in ihrer Angst und Verzweiflung. Das Philharmonische Orchester unter der Leitung des Generalmusikdirektors Georg Fritzsch schwelgt in wagnerscher Klangfülle.
Das Premierenpublikum ist sichtlich beeindruckt und feiert alle Beteiligten lang und anhaltend.
Nächste Aufführungen am 25. März und 3 April, jeweils17 Uhr
Horst Schinzel