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DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY

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Walter-Mitty-Poster x

Ab 1. Jänner 2014 in den österreichischen Kinos
DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY
The Secret Life of Walter Mitty  /  USA  /  2013
Regie: Ben Stiller
Mit: Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Sean Penn u.a.

Ben Stiller steht für eine so lange Reihe wirklich blödsinniger Filme, dass man immer wieder den feinsinnigen Komödianten vergisst, der er auch ist – vor allem, wenn er auf die Unappetitlichkeiten und Krassheiten verzichtet, die es bei ihm immer wieder gibt. Nichts davon, wenn er auf den alten Stoff des verträumten „Mr. Mitty“ zurückgreift, den Danny Kaye schon einmal gespielt hat, der in diesem Drehbuch allerdings eine ganz andere Wendung bekommt.

Da geht es nicht mehr um das Weichei, das in einem Verlag für Schauerromane arbeitet. Diesmal wird die Geschichte auch zum Abgesang für das „Life“-Magazin, das für seinen Fotojournalismus legendär war und noch vor der großen Internet-Welle eingestellt wurde. Am Ende merkt man, dass es ein Hohelied auf Fotografen wurde – und auf die zahllosen Mitarbeiter, die unbedankt und gänzlich anonym täglich die Knochenarbeit erledigen, damit so ein Magazin erscheinen kann…

Einer davon ist Walter Mitty, der mit einem Kollegen versunken im Fotoarchiv sitzt und sorglich Hunderttausende von Bildern hütet und auch findet (bevor noch alles digisiert war und man versonnen ein Negativ vorsichtig in die Hand nehmen konnte… ) In einer Hinsicht ist er noch der Walter Mitty, wie ihn auch Danny Kaye spielte, nämlich der schüchterne Tagträumer, der sich im wahren Leben nicht zurechtfindet – und es darum am liebsten korrigieren möchte. Und sich in kurzen „Absencen“, in denen seine Mitwelt ihn abdriften sieht, als heldenhaft agierenden Supermann sieht, tapfer, bewundernswert, großartig. Dabei ist das einzige, was er wirklich gut kann, auf einem Skateboard herumzuspringen, aber das ist keine sozial anerkannte, hoch stehende Fähigkeit, so etwas wird höchstens von einem kleinen Jungen bewundert…

Man erlebt Walter Mitty, den Ben Stiller bemerkenswert sensibel spielt, also teils im Büro unter widerwärtigen Chefs, die allen mit Entlassung drohen, weil schließlich das gedruckte Produkt eingestellt wird (alles online, oder was). Man erlebt ihn als braven Sohn, der mit seiner urigen Schwester (Kathryn Hahn) die Probleme teilt, die skurrile Mama (die herrliche Shirley MacLaine) mitsamt ihrem Flügel von einer Behausung zur nächsten zu hieven. Man erlebt ihn am Telefon mit dem Berater eines Partnerservices, wo er gerne Anschluss finden würde, aber niemand klickt ihn an…

Immerhin entdeckt er dort eine Bürokollegin, die er mit sehnsüchtigen Augen anstarrt, wenn er ihr am Gang begegnet, ohne den Mut, sie anzusprechen. Aber irgendwann unterhält man sich doch, und siehe da, Cheryl, die getrennt lebende Mutter eines Schuljungen (sehr sympathisch, gar nicht groß auftrumpfend: Kristen Wiig, die weiß, dass sie dem zurückhaltenden Star nicht die Show stehlen darf…) ist äußerst nett. Und hilfreich. Denn wenn Walter Mitty endlich mal aus den Tiefen seines Archivs hervorkriecht, tut er es aus Not: Er ist der einzige Verbindungsmann zu dem legendären, aber menschenscheuen  Starfotografen Sean O’Connell, der das Titelfoto für die letzte Ausgabe des Heftes geliefert haben soll – aber es ist einfach nicht zu finden.

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Walter Mitty x
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Secret Life of Walter Mitty Sherpa x

Und so setzt sich Walter Mitty (wer die Kosten trägt, fragt man nicht) auf die Fersen des Verschwunden: Zuletzt in Grönland gesichtet – als Walter dort ist, ist Sean bereits in Island. Und als Walter dort ist – richtig, ist Sean bereits am Himalaya. Und Walter folgt ihm entschlossen, mit einer Selbstverständlichkeit, die er nie in sich gekannt hat. Das gibt dem Film die Möglichkeiten, die Naturschönheiten von Grönland und Island wie nebenbei, aber in beeindruckender Pracht darzubieten, und Walter, der Trauminet, entwickelt beachtliche Energien im Problemlösen (auf einmal erweist sich sogar seine Fähigkeit zum Skateboarden als nützlich…)

Während man sich als gewiefter Kinobesucher nach und nach fragt, ob es Sean O’Connell wirklich gibt, taucht er auf – in Gestalt von Sean Penn, irgendwo im Himalaya auf einen Schneetiger lauernd, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Man traut dem knurrigen Faltengesicht zu, dass er am Ende das Foto nicht macht, als ihm der Kostbare vor die Kamera läuft … es muss einem doch noch etwas heilig sein.

Walter, nach seiner Heimkehr entlassen wie die meisten Kollegen auch, findet das gesuchte Foto brav daheim (was es zeigt, ist so sehr auf Pointe gespielt, dass man es nicht verraten möchte) – und man ist doch heilfroh, dass er all seine Reisen unternommen hat. Zwar haftet auch ihnen etwas von Traumcharakter an, und wenn es schließlich ans Happyend geht, wird es etwas kitschig, aber Tatsache ist doch, dass Stiller weit mehr kann, als sich als Schwiegersohn von Robert De Niro beuteln zu lassen – und dass er es in diesem einfach liebenswerten Film oft auf bemerkenswertem Niveau zeigt.

Renate Wagner 

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