WIEN/ Staatsoper: „LA BOHÈME“ am 22.3.2016
Ryan Speedo Green, Alessio Arduini, Clemens Unterreiner. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Der Abend bot keine Sternstunde, aber erfreuliches Repertoire. Man konnte zufrieden nach Hause gehen. Angel Blue sang die Mimi wird mit einer samtenen, schon leicht ins helle Mezzo gehenden Stimme. Sie besitzt ein sehr interessantes Timbre und eine kontrolliert geführte Stimme. Darstellerisch ist die Dame angenehm zurückhaltend. Dass sich das Publikum von Mimis Husten rasch anstecken ließ, nun dafür kann sie ja wohl gar nichts. (Aber so rasch sollte das bei TBC doch nicht übertragen werden !) Ihr Rodolfo, Jean-François Borras mit wunderbarer heller Tenorstimme, schien mir heute leicht angeschlagen. Das kann wohl nicht an Mimi liegen, vermutlich hat da das Wetter zugeschlagen. Dennoch war seine sängerische Leistung sehr gut, alle Höhen treffsicher, nur die langen Pianobögen wurden sehr schön angesetzt, dann kamen allerdings manchmal zur Sicherheit in größere Lautstärke gewechselt. Das Liebesduett der beiden war wunderbar und es stellten sich auch sehr große Momente im dritten Bild ein. Mit der Dirigentin des Abends gab es aber des Öfteren unterschiedliche Tempoauffassungen.
Das zweite Paar sind Marcello und Musetta. Der junge Bariton Alessio Arduini singt den Marcello nicht nur sehr schön und sauber, er strahlt auch so eine Freude über seine Rolle aus. Wenn manchmal das Orchester sehr laut wurde. versuchte er erst gar nicht, zu überbrüllen. Eine kluge Entscheidung. Das Duett mit Rodolfo wurde zu Recht bejubelt. Valentina Nafornita ist eine so liebenswerte quirlige Musetta, die ihren Verführungswalzer mehr als gekonnt serviert.
Nun zu den zwei anderen Freunden der Mansard: Clemens Unterreiner ist ein Schaunard vom Feinsten, bei dem es schade ist, dass er keine Arie hat. „Seine“ Stellen zelebriert er aber perfekt. Und dass er spielen kann, hat er schon X-fach bewiesen. Colline war Ryan Speedo Green, der sich um Darstellung und Schöngesang zwar sehr bemüht, aber Collines Abschied von seinem treuen Mantel sollte doch anders klingen.
Markus Pelz, der sehr gut Menschenbilder darstellen kann, übernahm kurzfristig die Rollen des Benoit und Alcindor von Alfred Sramek und konnte eine gehörige Portion Skurrilität einbringen.
Die vier Herren aus dem Chor (Dritan Luca, Oleg Savran, Johannes Giesser und besonders Daniel Lökös) ergänzten die Besetzung als Parpignol, Sergeant , Zollwächter und Obstverkäufer.
So gut Simone Young die Aida geleitet hatte, so sehr enttäuschte sie mit Puccini. Weder in der Dynamik, noch im Tempo gelang ein befriedigendes Miteinander von Graben und Bühne. Darunter litt auch so manche sängerische Leistung.
Der Chor gut und ambitioniert unter Thomas Lang.
Die Inszenierung ist ein wertvolles Kleinod und sollte wie auch die der Tosca als Musterbeispiel erhalten bleiben.
Kurzer, aber heftiger Applaus.
Elena Habermann