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WIEN / Jüdisches Museum: WEGE INS VERGNÜGEN

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JüdMus  Prater    Ausstell.Plakat~1

WIEN / Jüdisches Museum:
WEGE INS VERGNÜGEN
UNTERHALTUNG ZWISCHEN PRATER UND STADT
Vom 16. März
bis zum 18. September 2016  

Die Welt von gestern

Vor 250 Jahren, 1766, öffnete Kaiser Joseph II. den Wiener Prater für die Wiener Bevölkerung. Grund genug, diesem bis heute populären „Vergnügungs-Areal“ der Stadt einige Ausstellungen zu widmen. Besonders wichtig war der Prater für die Bewohner der Leopoldstadt, die sich im Lauf der Zeit zur „Mazzes-Insel“ entwickelte – dieser Bezirk war die erste Auffangstation der jüdischen Bevölkerung, die aus den Provinzen der Monarchie in die Kaiserstadt Wien zuwanderte. Hier entwickelte sich zwischen Taborstraße und Praterstraße eine Meile „jüdischer“ Unterhaltungskunst, die von Juden und Christen gleicherweise begeistert frequentiert wurde. Das Jüdische Museum gedenkt einer versunkenen Welt mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung.

Von Heiner Wesemann

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JüdMus  Prater    Unterhaltungsmeile~1

Schon Johann Nestroy…    Schon im Biedermeier, wo Juden zwar ihre Rolle im Kulturleben der Stadt spielten, aber noch lange nicht in demselben Ausmaße wie später, gab es in der Leopoldstadt „Spaß“: Das Leopoldstädter Theater, „Kasperltheater“ genannt, Wirkungsstätte von Ferdinand Raimund, wich dem pompösen Carltheater, in dem Johann Nestroy seine legendäre Wirkungsstätte fand. Nestroy, der mit seinem scharfen Witz, seiner analytischen Fähigkeit, seiner Brillanz in Behandlung der Sprache ein „Bruder im Geist“ jener jüdischen Schriftsteller und Schauspieler war, die später in diesem Bezirk wirkten. Wobei Juden auch als Organisatoren und Unternehmer wirkten: Gabor Steiner ist ebenso in Zusammenhang mit dem Riesenrad wie mit den Vergnügungsareal „Venedig in Wien“ zu nennen.

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JüdMus  Prater    Carl theater zeitung~1
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JüdMus  Prater    Carltheater xxx~1

Zwischen Taborstraße und Praterstraße    Das Areal jüdischer Unterhaltung befand sich zwischen Taborstraße und Praterstraße. „Die Praterstraße ist beinahe herrschaftlich. Sie führt direkt ins Vergnügen. Juden und Christen bevölkern sie“, schrieb Joseph Roth, der große Romancier und Feuilletonist. Wenig davon ist heute noch real erhalten – das Carltheater wurde abgerissen (eine der vielen Sünden der Stadt Wien in der Nachkriegszeit), „Rolandbühne“, „Jüdische Bühne“,  das „Budapester Orpheum“ im Hotel Stefanie, „Künstlerspiele“, „Theatersaal Astor“, Tanzsäle, Zirkusgebäude, Kinos sind nur noch Namen. Nur der Nestroyhof beherbergt heute wieder ein Theater – eines mit stark jüdischem Einschlag. Nun rufen die Kuratorinnen Lisa Noggler-Gürtler und Brigitte Dalinger mit einer Fülle von Fotos und vor allem Theaterplakaten die Erinnerung an diese vielfach vergessenen Institutionen wach.

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JüdMus  Prater     Budapester Orpheum

Die „Klabriaspartie“     Auf der jüdischen Meile gab es – natürlich – jede Menge Kaffeehäuser, Varietés, Kabaretts und Theater, die Gastspiele jüdischer Bühnen brachten oder selbst jüdische Stücke (auf Jiddisch) anboten – der „Dibbuk“ war diesbezüglich ein legendärer Klassiker. In Kabarettprogrammen wurde „gejüdelt“, dass sich die Bretter bogen, die Wiener liebten den Jargon. Legendär wurde das Theaterstück „Die Klabriaspartie“, 1890 im Budapester Orpheum uraufgeführt, über drei Jahrzehnte lang am Spielplan, bis diese ganze Welt hinweggefegt wurde. Rollen in dem Milieustück rund um arme Juden, die sich mit Kartenspielen durchs Leben brachten, wurde von den berühmtesten Schauspielern der Zeit verkörpert, von Heinrich Eisenbach oder Armin Berg. Aber auch der gar nicht jüdische Hans Moser konnte hier (als böhmakelnder Hausierer) triumphal mitwirken.

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JüdMus  Prater    Raum x~1

Die großen Namen von einst     Nur, wer sich mit der jüdischen Szene beschäftigt, wird die glanzvollen Namen von einst noch kennen: Armin Berg, von dem Friedrich Torberg sagte, „er sprach die universelle Sprache des Humors“, Heinrich Eisenbach, die geniale Gisela Werbezirk. Es war eine Welt für sich, die nicht wieder kommt. Im Jüdischen Museum kann man sich daran erinnern.

„Wege ins Vergnügen“ vom 16. März bis 18. September 2016 täglich außer Samstag 10 bis 18 Uhr (Freitag 10 bis 14 Uhr, im Sommer bis 17 Uhr)  im Jüdischen Museum Wien.
www.jmw.at

 

 

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