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ZÜRICH/ Opera Box: L’ILE DE TULIPATAN / MONSIEUR CHOUFLEURY – Offenbach-Einakter

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Zürich, OPERA BOX: L‘île de Tulipatan und Monsieur Choufleury – zwei Einakter von Offenbach – 29.12.2013  

Vergnügliches zum Jahreswechsel

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L’ ile de Tulipatan: Die entsetzten Eltern (Raimund Wiederkehr und Catherine Frey) mit ihrer vermeintlichen, ungebärdigen Tochter Hermosa Ulrich Amacher). Copyright: Thomas Enzeroth

 Es ist schon erstaunlich, was kleinere Unternehmungen – wie in diesem Falle die OPERA BOX – mit bescheidenem Etat doch so auf die Bühne stemmen können. Im Saal des Zürcher Kammerorchesters zu Gast, kamen die beiden genialischen „Einakterchen“ von Jacques Offenbach, dem Meister der Operette des 3. Kaiserreiches, zur Aufführung. Angepasst an die modischen Umstände der aktuellen Hautevolee Zürichs und gespickt mit witzigen Anspielungen an das lokale politische Geschehen, hat der Regisseur Paul Suter mit wenig viel gemacht. Allerdings sollte doch bei aller Begeisterung angefügt werden, dass die Dialoge manchmal auch etwas durchhingen und Sänger nur in den wenigsten Fällen wirklich gute Sprecher sind…Dagegen war das gesamte Sänger-Ensemble sehr gut besetzt, es gab keine Ausfälle, dafür aber sängerische Höhepunkte.

Im witzigen Stückchen „Die Insel des Tulipatan“ (gesungen wurde französisches Original, gesprochen deutsch und – manchmal eingestreut – schweizerische Mundart) sicherte sich Ulrich Amacher in der „Rockrolle“ der vermeintlichen Tochter von Romboidal (Raimund Wiederkehr) und dessen Gattin Théodirine (Catherine Frey) die Lorbeeren des Abends. Er sang und spielte diese Rolle so umwerfend komisch und echt, dass man es fast bedauerte, als der Sänger am Schluss des Stückes als originaler Mann wiederkehrte. Sehr hübsch auch die als Sohn Alexis von König Cacatois (Erich Bieri) erzogene Tochter Maja Hermann, die vor allem gesanglich zu überzeugen wusste. Ihre schlanke Erscheinung liess ihre originale weibliche Gestalt nur schlecht verbergen – auch schön so! Als komische Figur hatte Jürg Krattinger die Lacher auf seiner Seite, wobei die etwas gar in die Länge gezogene Anfangs-Szene etwas zäh war. – Dann nach der Pause der durch zwei Ensemble-Stücken aus andern Offenbach-Operetten angereicherte Einakter „Monsieur Choufleury“. Dieser – zu deutsch also Herr Blumenkohl  -  ist ein geltungssüchtiger Neureicher, der mit einem Hauskonzert der drei berühmtesten Opernstars bei seinen Gästen Eindruck schinden möchte. Aber der Zufall will es, dass alle drei Stars absagen und der Gastgeber nun mehr oder weniger gezwungen ist, sich etwas einfallen zu lassen. Da ist aber seine Tochter Ernestine mit ihrem Geliebten, dem mittellosen Musiker Babylas, welche nun beide dem Herrn Papa vorschlagen, zu dritt „einzuspringen“ und grosse Oper zu spielen. Dies dazu in einem abenteuerlichen „falschen“ Italienisch. Es ist schon fabelhaft, wie Offenbach die Stereotypen der italienischen Oper zu parodieren wusste, sodass dieser Witz auch heute noch trifft. Die Gäste treffen ein – alles eingebildete Neureiche (dazu wird das ganze Ensemble aufgeboten und macht diese Sache hervorragend) und das Liebespaar erzwingt mit dieser Opern-Szene „im Spiel“ das Einverständnis zur Hochzeit vom „Padre mio“ – eine höchst köstliche Angelegenheit, schlicht und einfach genial von Offenbach! -

Die OPERA BOX hätte es mit der Besetzung dieser drei Hauptpartien nicht besser treffen können. Zuerst einmal als „Primadonna“ Chelsey Schill (alternierend mit Andrea Suter) mit schönem Stimm-Material und der überaus spielfreudige Schweizer Tenor Raimund Wiederkehr als Inkarnation des „Tenore“ für alle Fälle mit ebenso viel Witz bei der Sache und dazu mit beachtlicher Stimme mit Höhenglanz brillierten. Dann war Monsieur Choufleury mit Erich Bieri besetzt, der dieser Partie auch noch unterschwellig eine gewisse Ironie verleihen konnte, besonders in den Opernszenen als dräuender Bass. Er sang wohltuend mit grosser Stimme und konnte in den „dramatischen Szenen“ wunderbar „aufdrehen“. Hier war die Inszenierung von Paul Suter viel stringenter als im ersten Stück und daher auch aus einem Guss. Sogar der englisch radebrechende Butler von Jürg Krattinger war optimal eingepasst. Die schwierigen Ensembles wurden vom Sänger-Ensemble perfekt bewältigt – Nichts ist so schwierig wie das Leichte! – und durch die Initiative und umsichtige Art der musikalischen Gesamtleitung von Andres Joho zu Höhepunkten des Abends.

Das aus Musikern des Zürcher Kammerorchesters zusammengestellte Offenbach-Ensemble spielte beschwingt und akkurat zugleich. Ein höchst vergnüglicher Abend auf hohem Niveau!  

John H. Mueller

Weitere Aufführungen bis 12.1.2014 unter www.zko.ch 

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