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FRANKFURT/ Alte Oper: „BOSTON SYMPHONY ORCHESTRA -ANDRIS NELSONS“

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Frankfurt: „BOSTON S.O.-ANDRIS NELSONS“ – Konzert in der Alten Oper 03.05.2016

Ein Vierteljahrhundert  verging, dass eines der größten Elite-Orchester Amerikas das Boston Symphony Orchestra Frankfurt beehrte. Nun war es endlich wieder soweit, der exzellente Klangkörper mit seinem neuen Chefdirigenten Andris Nelsons gastierte in der Alten Oper und versprach Mahler-Wonnen allererster Güte.

Sound der Leidenschaft könnte man das Konzertereignis zur Aufführung der „Neunten“ von Gustav Mahler bezeichnen. Andris Nelsons am Pult des traditionsreichen Ausnahme-Orchesters wählte teils bedächtige Tempi, betonte jedoch durch den oft zugespitzten Gesamtklang, eine weitausgeholte Dynamik stärker und bezog sich in jenem Musizierstil, besonders auf die beiden ersten Symphonie-Sätze mit den zerstückelten Melodien, den grandiosen Aufschwüngen, den Variationen im Zusammensinken der Themen.

Unberührt liest Nelsons, seziert die Partitur weist den musikalischen Fluss in jene Kanäle welche die kompositorischen Strukturen vorgeben, keine Ecken, keinerlei kantiges Felsstein an welchem man sich bräche treibt die Interpretation an. Eine durchflutete Transparenz wird gewahr, berauscht die Sinne im Verlauf dieser expressiven, himmelwärts stürmenden Musik.

Schwerlich zu beschreiben das akkurate Musizieren des exzellenten Instrumentariums in seiner geschlossenen Ensembleleistung welche keinerlei Wünsche offen ließ, zum weichen Klang der Streicher, der markanten Holzbläser, der perfekten Sektion der Blechbläser, erstaunten gleichwohl in ihrer brillanten Musizierfreude.

In phänomenaler Hingabe folgten die Musiker des elitären Klangkörpers den detaillierten Eingebungen Maestro Nelsons, dass es einem schier den Atem verschlägt, in unirdische Sphären entführt. Der rustikal anmutende Ländler des zweiten Satzes wächst über das Derbe weit hinaus, wirkte eher fein parodistisch aber auch ernst, starke Konturen betonte Andris Nelsons mehr in der Rondo-Burleske in grell höhnischer Akzentuierung.

Klanglich einmalig intonierten die Streicher im Adagio mit seinen vielschichtigen Melodien, den wohl ergreifendsten Abschiedsgesängen welche uns Mahler hinterlassen hat, zunächst anmutig dann im crescendo aufgetürmt. In einzigartiger Fazilität zwischen Wehmut, Verklärung in unhörbaren Piani der Streicher entschwebte die Musik, man wähnte sich der Welt abhanden gekommen.

Viel zu früh mit wenig besinnlichem Innehalten entlud sich die Begeisterung der Zuhörer in zehnminütigen Ovationen.

Gerhard Hoffmann

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