Staatsballett in der Staatsoper
Ludwig Minkus: »DON QUIXOTE«
26. Mai 2016
28. Aufführung in dieser Einstudierung

»Don Quixote«, 1. Akt: Der neue Erste Solist Davide Dato (Basil) mit Kiyoka Hashimoto (Kitri)
© Wiener Staatsballett/Michael Pöhn
Etwas Wehmut schwang am gestrigen Abend durch das Haus, als die vorerst letzte Serie der wunderbaren Choreographie Rudolf Nurejews startete.
Erst zum zweiten Mal tanzte Davide Dato den Basil auf der Wiener Bühne, zuletzt im Juni 2013. Der Unterschied ist bemerkenswert. Der junge italienische Tänzer hat sich in den letzten Spielzeiten zu einem hervorragenden Solisten entwickelt. Seine Exaktheit und seine en dehors sind bewundernswert. Sie erlauben ihm, die Rollen mit Leben zu erfüllen, da er sich auf sein Instrument, den Körper, verlassen kann. Und diese Leistung wurde nach der Vorstellung auch belohnt: Mit dem gestrigen Abend hat sich Davide Dato den Rang eines Ersten Solisten ertanzt.
Herzlichen Glückwunsch!
Die zweite, wirklich erwähnenswerte Partie des Abends war die Königin der Dryaden, zum letzten Mal getanzt von Prisca Zeisel. Mit dem Ende der Spielzeit wird sie die Compagnie für ein Karenzjahr verlassen, um sich dem designierten Ballettchef Igor Zelensky an der Bayerischen Staatsoper in München anzuschließen. Wie Davide Dato an der Ballettschule der Wiener Staatsoper ausgebildet, zeigte die junge Tänzerin in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Entwicklung. Das Wiener Publikum wird etwas traurig, aber auch stolz sein, daß sie es geschafft hat, in die neue Münchner Compagnie aufgenommen zu werden. Wir wünschen ihr viel Erfolg und hoffen sehr, daß sie zu gegebener Zeit wiederkehrt.
Über die weitere Besetzung des Abends läßt sich nicht viel anderes berichten als auch schon bei der letzten Serie: Eno Peci als Espada, Natascha Mair als Amor, Nina Tonoli als erste Brautjungfer und Mihail Sosnovschi als Zigeuner zeigten ihr gewohnt gutes Niveau. Gala Jovanovic als Straßentänzerin ist leider nicht ausdrucksstärker als zu Spielzeitbeginn.
Und auch Kiyoka Hashimoto als Kitri bleibt ihrem Niveau treu. Von einer Kitri, besonders, wenn sie von einer Ersten Solistin getanzt wird, erwarte ich etwas anderes: mehr Esprit, mehr Präsenz, mehr, mehr, mehr… Kiyoka Hashimoto tanzt gut, aber nicht den Erwartungen dieser Position entsprechend. Da vermisse ich das Vorwärtsstreben. Das fällt besonders dann auf, wenn Balance gefragt ist, denn da fällt die Tänzerin häufig leicht nach hinten. Ob es daran liegt, daß die Kopfhaltung nicht ganz stimmig ist, eventuell das Kinn zu betont nach hinten gezogen wird? Das zieht sich leider durch den ganzen Körper.
Im Gegensatz dazu hinterließen die beiden Freundinnen Kitris, Nikisha Fogo und Eszter Ledán, einen positiven Eindruck. Da sind zwei junge Damen bei der Arbeit, die es lohnt, im Auge zu behalten.
Und das Orchester? Seine Leistung ist wohl dem Umstand geschuldet, das zeitgleich ein Teil des Staatsopernorchesters als Wiener Philharmoniker beim Sommernachtskonzert in Schönbrunn engagiert war. Aber so drunter und drüber hätte es im Graben im Haus am Ring nicht gehen müssen. Das können auch ein erfahrener Ballettdirigent wie Kevin Rhodes und ein Konzertmeister wie Rainer Küchl nicht retten. Warum, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Abend ohne Solo-Cellisten in der Staatsoper stattfindet, wo doch sicherlich nicht alle drei Herren im Schlosspark musizierten, das muß erst einmal erklärt werden. Aber dies nur am Rande.
Die Wiener Ballettfreunde werden den Abend sicherlich trotz einiger Ungereimtheiten, auch im Corps de ballet im zweiten Akt, genossen haben, da die Choreographie Rudolf Nurejews einfach so herausragend ist.
Weitere Vorstellungen finden am 28. und 31. Mai sowie am 5. Juni 2016 (mit Marianela Nunez als Kitri und Semyon Chudin als Basil) statt.
Ulrike Klein
MerkerOnline
26. Mai 2016