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WIEN / Jüdisches Museum: WIENER SYNAGOGEN

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Plakat Synagogen  xx
Alle Fotos: Jüdisches Museum

WIEN / Jüdisches Museum / Museum Judenplatz: 
WIENER SYNAGOGEN. Ein Memory
Vom 18. Mai 2016 bis zum 17. November 2016  

DANK AN DIE COMPUTERKÜNSTE

Was durch das Dritte Reich an jüdischer Kultur zerstört wurde, ist bekannt und hat in das Bild aller Städte und Orte Löcher gebrannt, wo etwa Synagogen – als zentraler Ort jüdischer Begegnung – mit Gewalt und Feuer vernichtet wurden. In der Realität kann dergleichen in alter Pracht und Fülle nicht mehr aufgebaut werden. Was allerdings die Computer leisten, um die Vergangenheit wieder auferstehen zu lassen, wurde schon vielfach bewiesen. Die Ausstellung „Wiener Synagogen. Ein Memory“ im Museum am Judenplatz bietet nun einen Eindruck des Verlorenen.

Von Heiner Wesemann

Müllner innen~1

Jüdisches Leben in Wien bis 1938     Der Anteil der Jüdischen Bevölkerung in der Haupt- und Residenzstadt Wien zur Zeit der Habsburger-Monarchie betrug mehr als zehn Prozent, und sie lebten nicht nur in der Leopoldstadt, sondern über das ganze Stadtgebiet verteilt. Bis 1938 hatte Wien fast hundert Synagogen und Bethäuser in allen Bezirken, und die meisten von ihnen waren architektonisch bemerkenswert und hochkünstlerisch ausgestaltet. In der  Ringstraßenära gab es viele hochbegabte jüdische Architekten, die sich nicht nur den Prunkbauten, sondern auch den jüdischen Sakralbauten widmeten und ihnen stilistische Vielfalt verliehen. Die Nationalsozialisten verloren 1938 keine Zeit – schon im November veranstalteten sie ihre „Reichskristallnacht“, in der alle jüdischen Gotteshäuser zerstört wurden (mit Ausnahme des Stadttempels, der so in die Häuser eingebaut war, dass man ihn nicht gefahrlos anzünden konnte  – heute ist er wieder die Hauptsynagoge Wiens in der Seitenstettengasse). Was blieb, waren Bilder und Fotos und das Gedächtnis von Menschen, von denen die meisten mittlerweile auch verstorben sind.

Müllnert Brandreste x~1  Müllner Tempel rekonst~1

Mehr als nur Fotos     Eine obligate Ausstellung müsste sich mit Bildern und Dokumenten, Plänen, Ansichtskarten, Zeitungsberichten von einst begnügen, und es gibt kostbares Material dazu, auch eindrucksvolle Installationen. Und doch wollte man im Jüdischen Museum mehr. Bob Martens, u.a. Spezialist für „räumliche Simulation“ an Computern, und Herbert Peter haben virtuelle Rundgänge durch Synagogen geschaffen (die auch zuhause am iPad abzurufen sind): Wichtig für Ausstellungsgestalter Werner Hanak-Lettner ist es, nun zumindest solcherart in die Welt von gestern eintreten zu können – nicht nur in Wien übrigens, sondern auch in ehemalige Bauten in den Bundesländern. Zusatzwunsch von Direktorin Danielle Spera für Wien: Dass wirklich an allen Orten, wo einst Synagogen und Bethäuser standen, auch Gedenktafeln angebracht würden. Da ist die Stadt Wien noch nicht so aktiv, wie man es sich von jüdischer Seite wünschen dürfte.

synagogen Installation~1

Künftig stets präsent    Ein erfreulicher Aspekt der Ausstellung: Dass sie nach ihrer Laufzeit in der Judenplatz-Dependance ins Haupthaus übersiedeln wird, wo sie, wie man hört, als Teil der Dauerausstellung integriert zu sehen sein wird. Den schönsten Überblick, um das neu Gewonnene nach Hause zu tragen, bietet der Katalog im Metro-Verlag, wo sich der Synagogen-Reichtum der Monarchie (teils in altem Material, teils in der Rekonstruktion) erschließt.

Wiener Synagogen – Ein Memory
Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien,
Bis 17. November 2016, täglich außer Samstag 19 bis 18 Uhr, Fr bis 17 Uhr

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