Mannheim: „GIL SHAHAM-SINGAPORE S.O. – LAN SHUI Konzert im Rosengarten 31.05.2016
Zum letzten Pro Arte – Konzertabend im Rosengarten wurde das Singapore Symphony Orchestra eingeladen, der Klangkörper wurde erst im Jahre 1979 gegründet und gelangte schnell zu internationalem Renommee und gilt als einer der qualitativsten Orchester des asiatischen Raums.
Im Mittelpunkt des Konzertabends stand das „e-moll Violinkonzert“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy in exemplarischem Vortrag des mit Preisen überhäuften Solisten Gil Shaham. Der renommierte international gefragte Geiger, ließ sich nicht zu schwermütiger Ausdeutung der Partitur hinreißen, sein Mendelssohn bleibt stets zwischen poetischer Gefühlstiefe und eleganter Anmut.
Ausdrucksvoll begann Gil Shaham das Allegro molto appasionato in gelöstem Passagenspiel, mühelosen Aufschwüngen in höchste Regionen, den ganzen Umfang seiner Stradivari aus dem Jahre 1699 auskostend, um gleichwohl zur Kadenz atmosphärische Kantilenen zu zaubern. In wohliger Ermattung wurde den Holzbläsern der Vortrag des zweiten Themas überlassen, profiliert tönt die Violine, gestaltete fein gesponnene Töne ohne jegliche Neigung der Übertreibung. Hinreißend ausbalanciert singt das göttliche Instrument die traumhafte Melodie des Andante in räumlich konzipierten Proportionen.
Zum klassischen Rondo des Allegro molto vivace welches sich äußerst kunstvoll der Sonatenform nähert, ließ Shaham die Musik aus sich heraus sprechen. Die heiklen Aufgaben des Finale löste der Solist virtuos in brillanter Dynamik, nobler Eleganz und bestechender Bravour, man gewann den Eindruck, der Solist bestimmte die Tempi des ausgewogen, klangvoll begleitenden Orchesters. Bewundernswert mit Noblesse entfaltete Gil Shaham die formale klangliche Schönheit seines Instrumental-Vortrags und versetzte das Publikum in einen Zustand der Verzückung, welche sich sodann in einer Welle der Begeisterung entlud.
Sichtlich erfreut bedankte sich der Solist mit einer anmutig, fein aufgefächert musizierten „Gavotte“ (Bach).
Zu Beginn spielten jedoch die südostasiatischen Gäste ein kurzes Orchester-Poem „of an ethereal symphony“ des chinesischen Komponisten Chen Zhangyi, quasi als musikalischen Gruß ihrer Heimat. In seinem Element schien Lan Shui am Pult des exzellent musizierenden Singapore S.O. zu sein, kostete den Melodienreichtum dieses elegisch, fernöstlich anmutenden Musikstücks voll aus. Einem Werk voll impressionistischer Couleurs (Wahlverwandtschaften zu Debussy, Fauré waren nicht zu überhören) getragen vom satten Klang der Streicher sowie der dezenten Entfaltung des vortrefflichen Gesamtapparates mit den glanzvoll-akkuraten Blechfraktionen.
Hell, klar, transparent erklang die „Rosenkavalier-Suite“ (Richard Strauss) zur Interpretation der Fernost-Musiker, es schien den Dissonanzen der Partitur wurde die Schwere genommen, der Witz die Leichtigkeit des Seins überwogte. Das Orchester gestaltete die Motive in präziser Rhythmik, die Walzerfolgen erklangen in traumhafter Prägnanz. Lan Shui´s Führung bestach durch Wahrhaftigkeit, nahm der Musik etwas von ihrer Äußerlichkeit ohne jedoch, dass es analytisch zersetzt klang. Ganz im Gegenteil es ging ihm um feinste Klangvaleurs trefflich ausbalanciert und orchestral höchst differenziert musiziert.
Die Publikumswirksamkeit blieb natürlich nicht aus. Den offiziellen Abschluss des bunten Programms bildete „La Valse“ (Maurice Ravel) vom Komponisten einer Art Apotheose zum Wiener Walzer gedacht. Aus diffus, impressionistisch-ungewissen Klängen zuckt hin und wieder ein Walzertakt auf, welcher sich schließlich zum bahnbrechenden Walzerklang formt.
Farbig, nuanciert, kraftvoll, dynamisch zündet die Melodik in gemäßigten Tempi vereinen sich die brillant ziselierten Streicher zum kongenialen, klangsinnlich-virtuosen Gesamtspiel des vortrefflich aufspielenden Orchesters. Lan Shui ließ die Orchesterfarben glitzern, berauschend fließen, zeigte Sinn für das Lyrische, das Tänzerische, das Melancholische sowie das Überschwängliche in Ravels genialer Komposition.
Viel Jubel für Orchester und Dirigent, als Dankeschön und wohl als Huldigung an das Gastland gab es den „Marsch“ (Hindemith) in dynamischer Artikulation musiziert nochmals die Qualitäten des Klangkörpers demonstrierend.
Gerhard Hoffmann