MÜNCHEN / „LE CORSAIRE“ – 12.06 (15.00 Uhr, mit Livestream) – Glanzvoller Abschied von zwei Solisten des Bayerischen Staatsballetts – Daria Sukhorukova & Maxim Chashchegorov
Wie in den letzten Wochen in verschiedenen Medien zu lesen war, werden anlässlich des Direktorenwechsels von Ivan Liška zu Igor Zelensky knapp die Hälfte der Tänzer das Bayerische Staatsballett zur nächsten Saison verlassen. Somit ist der Juni der Monat der Abschiedsvorstellungen.
Am 12.06. war der letzte Auftritt von Daria Sukhorukova. Sie kam 2007 als Solistin vom Mariinsky-Ballet St.Petersburg zum Bayerischen Staatsballett und stieg hier zur Ersten Solistin auf. Sie hat das Münchner Publikum seither in vielen Vorstellungen als ausdrucksstarke, technisch und stilistisch hochsouveräne Ballerina mit warmherziger Ausstrahlung begeistert. Besonders in Erinnerung bleiben ihre tief empfundenen Interpretationen der Tatjana in Crankos „Onegin“, der Marguerite in John Neumeiers „Kameliendame“ sowie ihre hocheleganten Auftritte als Aurora in „Dornröschen“, als Luise in John Neumeiers „Nussknacker“ oder als Medora in der Rekonstruktion von „Le Corsaire“, mit der sie sich jetzt auch vom Münchner Publikum verabschiedete. Noch einmal bezauberte sie die Zuschauer mit ihrer perfekten Technik, ihrer wunderschönen klassischen Linie und ihrem charmanten, strahlenden Auftreten. Sie wird der Company in Zukunft sehr fehlen. Ihr Partner in dieser Nachmittagsvorstellung war als Konrad Tigran Mikayelyan, der der Truppe zum Glück erhalten bleiben wird. Er tanzte seine Partie wie immer virtuos mit hohen, leichten Sprüngen. Sein Piratenhauptmann Konrad war einerseits draufgängerischer Held andererseits romantischer Liebhaber, in allen seinen Aktionen liebenswert und sympathisch. Maxim Chashchegorov präsentierte sich als Ali erneut in sehr guter Form. Seine weichen, eleganten Sprünge, seine zurückhaltende, aber pointierte Art zu spielen und sein feiner Sinn für Humor werden der Company in der nächsten Saison ebenfalls sehr fehlen. Den berühmten Pas de trois im 2. Akt tanzten Sukhorukova, Mikayelyan und Chashchegorov mit so viel Glanz, Inspiration und Souveränität wie man es selten zu sehen bekommt. Das Publikum belohnte diese außergewöhnliche Leistung mit tosendem Applaus. Die übrigen Solisten tanzten ebenfalls auf sehr hohem Niveau, so Mai Kono als flinke, anmutige Gulnara, Matej Urban als temperamentvoller Pirat Birbanto, Norbert Graf als listiger Sklavenhändler Lankedem oder die drei eleganten Odalisken, Alisa Scetinina, Luiza Bernardes Bertho und Manoela Goncalves. Aivo Välja leitete das gut aufgelegte Bayerische Staatsorchester und war den Tänzern ein aufmerksamer Begleiter. Am Ende bedankte sich das Publikum mit viel Beifall bei allen Mitwirkenden, insbesondere aber bei der gerührten Daria Sukhorukova für die vielen wunderbaren Vorstellungen in den letzten 9 Jahren.
Gisela Schmöger
Foto: Daria Sukhorukova und Ensemble. (c) Wilfried Hösl