14.06.2016 Th.a.d.Wien „FIDELIO“
Aller guten Dinge sind drei, heißt es. Bei Achim Freyers dritter Produktion in dieser Spielzeit in Österreich müsste man viele Augen zudrücken, um dem Sprichwort rechtzugeben. Der Meister der Farben und des Lichts – um mit dem Positiven zu beginnen, die Farben Rot/Blau/Grün sorgten für interessante Beleuchtungseffekte – schuf eine Spielfläche, auf der, wie es sich gehört, die Gefangenen unten, das biedere Volk in der Mitte, die Obrigkeit in luftiger Höhe angesiedelt waren. Drehtüren sorgten auf der Volksebene eher für Verwirrung als Erläuterung des Geschehens.
Für die Sänger war es sicherlich eine Herausforderung, rechtzeitig zu verschwinden und wieder aufzutauchen, um ihren Einsatz nicht zu verpassen. Projektionen ergänzten das Geschehen, Interaktionen zwischen den Ebenen waren naturgemäß nicht möglich. Eine bügelnde Marzelline und ein stotternder Jaquino, ein lustiger Kerkermeister als Verschnitt von Falstaff und Osmin relativieren den Ernst des Themas. Angesichts der immer gültigen Problematik der Übergriffe auf Untertanen in jeder Diktatur dieser Welt war das äußerst fragwürdig.
Leider war auch die musikalische Umsetzung dieser Oper nicht in besten Händen. Der routinierte Dirigent Marc Minkowski bemühte sich mit großem Einsatz, ein recht mäßiges Orchester (Les Musicien du Louvre) durch das natürlich schwer zu spielende Werk zu peitschen. Er musste scheitern, denn da mangelte es an allen Ecken und Enden an Qualität. Schon beim Einspielen war klar, dass man nur sehr bescheidene Ansprüche erfüllt bekommen würde. Das wurde bei der Ouvertüre bestätigt – unsaubere Intonation, zum Teil leiernder Klang und viele Fehler im Spiel – und es wurde danach nicht besser. Im Gegenteil, so schlechte Bläser hat man selten gehört. Die Sängerriege schlug sich mit wechselndem Erfolg, Christiane Libor sang die Leonore, ihre Kraftreserven reichten nicht ganz bis zum Ende. Michael König war ein relativ heldischer Florestan, seine Position im Souffleurkasten war aber auch nicht ideal für einen Sänger. Franz Hawlata war ein guter Rocco, mit guter Tiefe und etwas schwächerer Mittellage. Pizarro im Krampuskostüm wurde von Jewgeni Nikitin gesungen, sein kerniger Bass kam allerdings – bedingt durch die ungünstige Gesangsposition? – nicht optimal über die Rampenoberkante. Ileana Tonca sang die Marzelline mit (zu) viel Kraft, vielleicht war sie durch das Bügeln in ihrer Konzentration gestört. Julien Behr war ein guter Jaquino, ohne Stottern wäre er vielleicht noch besser gewesen. Ein großer Lichtblich war der wie immer fabelhafte Arnold Schönberg-Chor unter Erwin Ortner.
Das Fazit dieses Abends: Von einer Festwochenproduktion muss man schon wesentlich bessere Qualität erwarten dürfen, als man hier zu bieten in der Lage war.
Johannes Marksteiner