MÜNCHEN / Bayerisches Staatsballett: „DER NUSSKNACKER“, 18.01.:
Am 18.01. gab es für das Münchner Publikum erneut die Gelegenheit, Weltklasseballerina Polina Semionova zu sehen. Wie auch schon in der vergangenen Saison gastierte sie als Luise in John Neumeiers „Nussknacker“-Produktion. Sie tanzte die anspruchsvolle Rolle wieder mit Leichtigkeit, Charme und natürlicher, sympathischer Ausstrahlung. Technische Schwierigkeiten scheinen für sie nicht zu existieren, alle Schritte führt sie mit selbstverständlicher Perfektion aus. Vielleicht könnte sie in dieser Partie noch mit ein wenig mehr Ballerinen-Allüre auftreten, um den Charakter der zaristischen Hoftänzerin vollends glaubhaft zu machen. Semionovas Partner als Günther war – wie auch schon in früheren Vorstellungen – Staatsballett-Solist Maxim Chashchegorov. Er passt mit seiner feinen, freundlichen und eleganten Ausstrahlung sehr gut zu Semionova, war ihr ein einfühlsamer Partner und meisterte auch seine Soli mit Bravour. Das zweite Hauptpaar, Marie und Drosselmeier, war an diesem Abend ebenfalls sehr gut besetzt. Katharina Markowskaja ist eine ideale Rollenvertreterin der kindlichen, neugierigen Marie, die sich in die Welt des Theaters hineinträumt. Javier Amos Drosselmeier ist ein feiner, jedoch etwas exaltierter Herr, der es nicht gewohnt ist, dass andere seine Autorität anzweifeln. Seit seinem Rollendebut hat Javier Amo seine Interpretation kontinuierlich weiterentwickelt und hat die Partie nun richtig verinnerlicht, so dass er auch die nötigen komischen Pointen setzen kann. Von den übrigen Solopartien beeindruckten besonders Ilia Sarkisov als Fritz mit seinen beiden Leutnants Dustin Klein und Jonah Cook und die eleganten Solistenpaare Ekaterina Petina/Olszhas Tarlanov, Ivy Amista/Matej Urban, Evgenia Dolmatova/Léonard Engel und Mai Kono/Karen Azatyan. Avio Välja leitete das engagiert spielende Bayerische Staatsorchester. Konzertmeister David Schultheiß spielte sein Solo zum „Stangen-Pas de deux“ von Drosselmeier und Luise sehr gefühlvoll und virtuos. Am Ende tosender, nicht enden wollender Applaus, besonders für die vier Hauptpartien.
Gisela Schmöger
Semionova, hier mit Mikayelyan-Fo. Hösl