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WIEN/ Staatsoper: RUSALKA. Premiere

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WIENER STAATSOPER: RUSALKA – Premiere / 26.1.2014

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Rusalka - Jan 2014_MG-0086 small by ahaunold@gmx.at.JPG
Krassimira Stoyanova, Günther Groissböck. Copyright: DI. Dr. Andreas Haunold

 Es gibt Opernwerke, die vermißt man jahrelang auf den Spielplänen der internationalen Opernhäuser um sie dann wieder in geballter Ladung vorzufinden. So auch das Hauptwerk von Antonin Dvorak. Warum das so ist, hat sich mir bis jetzt nicht erschlossen.

 In Wien ist die „Rusalka“ ein Stiefkind im Repertoire. Im Haus am Ring wurde es erstmals überhaupt erst 1987 aufgeführt, brachte es dabei aber nur auf 23 Aufführungen. In der Volksoper war das Werk – so glaube ich – in den 60er-Jahren im Repertoire (mit Christiane Sorell in der Titelrolle) und dann wieder seit 2010. Vorher gab es noch 1954 eine Produktion des Österr. Rundfunks mit den damals jungen Sängern Gerda Scheyrer, Waldemar Kmentt und Walter Berry.

 Nun spielen wir das Werk also wieder an der Staatsoper und man kann sagen, dass es zumindest musikalisch eine gelungene Produktion ist. Das liegt in erster Linie an den Wr. Philharmonikern unter der fachkundigen Leitung von Jiri Bélohlavek, einem seit Jahren international renommierten Dirigenten, der aber erst jetzt den Weg in das Haus am Ring gefunden hat. Unser Orchester zeigte sich von seiner besten Seite und setzt die Intentionen des Dirigenten wunderbar um. Die herrliche Musik Dvorak strömte dahin und und war der Dirigent auch den Sängern ein guter Begleiter.

 Von den Sängern ist in erster Linie Krassimira Stoyanova in der Titelrolle zu nennen. Sie sang die Rolle mit aufblühender Stimme und gestaltete sie sehr einfühlsam. Es war, so glaube ich, ihre bisher beste Leistung in Wien. Ihr am nächsten kam Günther Groissböck als Wassermann. Auch er sang mit schöner, ebenmäßiger Stimme und konnte vor allen Dingen in seiner großen Szene im 2. Akt berühren. Michael Schade als Prinz hatte einen guten Abend. Er sang und spielte sehr engagiert, auch wenn nicht zu überhören war, dass die Stimme in der Höhe mittlerweile zu einer gewissen Enge neigt. Monika Bohinec als fremde Fürstin teilte das Schicksal aller Mezzosopranistinnen in dieser Rolle, sie hatte Probleme in den hohen dramatischen Passagen. Ich verstehe eigentlich nicht, warum man diese Rolle nicht mit einem dramatischen Sopran besetzt. Janina Baechle als Hexe hingegen fiel gegenüber den anderen Sängern ziemlich ab. Die Stimme klingt kaum noch und auch darstellerisch blieb sie blass.

 Valentina Nafornita, Lena Belkina und Ilseyar Khayrullova waren ein gutes Elfenterzett, Stephanie Houtzeel und Gabriel Bermúdez sehr spielfreudig als Küchenjunge und Heger. Mihail Dogotari ergänzte als Jäger. Der Staatsopernchor erledigte seine diesmal kleine Aufgabe zufriedenstellend.

 Ein Problem habe ich mit der Inszenierung. Sven-Eric Bechtolf, den ich schon als Schauspieler für einigermaßen überschätzt hielt, ist nicht wirklich ein guter Regisseur und mir ist nicht ganz klar, warum man ihn in Wien derart massiv einsetzt. Er erzählt zwar durchaus die Geschichte, aber kann sich nicht entscheiden, ob er jetzt ein Märchen, wie er es in diversen Interviews gesagt hat, inszenieren möchte oder nicht. Er zeigt zwar ganz passable Ansätze, bleibt dann immer wieder auf halben Weg stehen. Jedenfalls fehlte für ein wirkliches Märchen das Geheimnisvolle und Rätselhafte. Manche Dinge, wie z.B. der „Ritualmord“ der Hexe am Küchenjungen blieben – zumnindest für mich – unklar. Das zeigt sich auch an den Bühnenbildern von Rolf Glittenberg, die ungemein nüchtern sind. Der Mittelakt ist noch irgendwie zu akzeptieren aber der Wald ist nicht wirklich ein Wald, sondern der Hof eines Wohn- oder Bürohauses und es gibt weder einen See noch einen Mond. Eine Lichtregie gab es praktisch nicht und ich frage mich, wozu man dann einen eigentlichen Lightdesigner benötigt. Die Kostüme von Marianne Glittenberg waren neutral aber zum Werk durchaus passend.  

 Das Publikum reagierte am Ende mit viel Jubel, lediglich beim Regieteam gab einige verhaltene Buhs.

 P.S.: Zum Schluß noch eine organisatorische Bemerkung: Wie schon bei den letzten Premieren gingen auch diesmal wiede die deutschsprachigen Programmhefte zu Beginn aus. Jemand sollte den Verantwortliche für den Saaldienst einmal sagen, daß bei Premieren mehr Programme gekauft werden als im Repertoire.

 Heinrich Schramm-Schiessl

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