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WIEN/ Volksoper/ EIN SOMMERNACHTSTRAUM – Genderspiel mit Ablaufdatum /Staatsballett un der Volksoper

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Das Wiener Staatsballett mit „Ein Sommernachtstraum” in der Wiener Volksoper / 26.1.2014
GENDERSPIEL MIT ABLAUFDATUM 

Im Jahr 2010, noch während der Direktion des damaligen Ballettchefs Gyula Harangozó, ist diese getanzte “Sommernachtstraum”-Version in der Wiener Staatsoper  uraufgeführt worden. Modernes wirbeliges Tanztheater des finnischen Choreographen Jorma Elo frei nach Shakespeare zu allerschönster klassischer Musik (klar: Felix Mendelssohn-Bartholdys wohliger ”Sommernachtstraum”–Melodienzauber in einer Mixtur mit anderen seiner Werke). Und eine große Überraschung, eine von Wiener Publikum eigentlich gar nicht wahrgenommene, ist später dazu gekommen: Yorma Elos Choreographie wurde mit dem internationalen Prix Benois de la Danse 2011, dem `Ballett-Oscar´, als beste Ballett-Neuschöpfung des Jahres 2010 ausgezeichnet.

Diese zweiaktige Ballettkomödie wurde vorige Saison von der Staatsoper in das Haus am Währingergürtel transferiert, und jetzt nochmals an vier Abenden in der Volksoper angesetzt. Nicht mehr so ganz mit dieser Poesie wie damals bei der Uraufführung interpretiert, manches auch ein bisschen hölzern, zu puppenhaft gestaltet. Doch das in nächtliches Licht getauchte schmissige und erotisch ansprechende Genderspiel mit seinen Liebschaften-Firlefanzen und dazu mit ein kleinwenig Gefunkel der herumtändelnden Kinderballett-Glühwürmchen vermögen eine sehr positive Wirkung auf das Publikum der Volksoper auszuüben. In der ersten Besetzung gefielen an der Spitze der alle nur möglichen tänzerischen Fähigkeiten fordernden Aktionen: Olga Esina als Elfenkönigin Titania, Vladimir Shishov (Oberon) und vor allem der spritzig-schelmische Puck des Mihail Sosnovschi.

Eine kleine Preisfrage dazu: Welche der Uraufführungschoreographien, die vom Wiener Opernballett in den letzten 50, 60 Jahre erarbeitet wurden, hat sich im Repertoire des Ensembles erhalten? Nun, wagen wir zu sagen: Keine einzige! Vergessen sind die guten Stücke von Erika Hanka, Aurel von Milloss, diese der vielen arrivierten Gastchoreographen, welche von Ballettdirektor Gerhard Brunner nach Wien geholten wurden. Ja, auch Renato Zanella, Wiens rühriger Ballettchef von 1995 bis 2005, scheint mit seinem Kreativ-Eifer bereits ein Vergessener zu sein. Allzu stereotyp, abgestanden kann heute auf der Tanzbühne wirken, was gestern als hochmodern geschätzt wurde oder modisches Flair verströmte. Auch für Yorma Elos preisgekröntes “Sommernachtstraum”–Sexualgewirr im kraftvollen Bewegungsfluss dürfte ein Ablaufdatum vorherzusehen sein. Aber, wie auch immer, es ist ein gutes Stück, eher banal in der Aussage, welches seine angestrebte Funktion voll erfüllen konnte. 

Meinhard Rüdenauer    

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