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BASEL: EUGEN ONEGIN – die erstklassigen Alternativbesetzungen

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Theater Basel: Grosse Bühne – Peter Iljitsch Tschaikowskij – „Eugen Onegin“ – Besuchte Vorstellung 31.01. 2014

 Erstklassige Alternativbesetzung

 Es ist egal, in welcher Besetzung der Basler Eugen Onegin in der gefälligen Inszenierung von Corinna von Rad erlebt wird – die Aufführung ist und bleibt ein Opernerlebnis der Spitzenklasse! Am 31. Januar steht nach seiner langen Erkrankung Maestro Giuliano Betta endlich wieder am Dirigentenpult. Es ist sein Debüt mit Tschaikowskijs grosser Oper, die er heiss und innig liebt. Und diese leidenschaftliche Begeisterung springt auf das grossartig aufspielende Sinfonieorchester Basel und die Künstler auf der Bühne über. Auch der Chor des Theater Basel (Leitung: Henryk Polus) präsentiert sich wie gewohnt äusserst sangesfreudig und somit von seiner allerbesten Seite.

 Ich möchte in diesem Bericht auf die Leistungen derjenigen Künstlerinnen und Künstler eingehen, welche an der Premiere nicht gesungen haben. Da ist zuerst Geraldine Cassidy zu erwähnen, welche als Larina sehr gefällt.

 Mit Karine Babajanyan ist die Rolle der Tatjana wunderbar besetzt! Die Sängerin stellt Tatjana als eher ernste, sehr sensible, sich stets zurück nehmende junge Frau dar. Leidenschaftliche Gefühlsausbrücke lässt sie nicht zu hält sich zurück, weil alles andere sich nicht schickt. So wirkt Tatjana gerade in der grossen Briefszene äusserst zerbrechlich,  verletzlich, berührend. Sehr ernst und mit den Traditionen verbunden ist Frau Babajanyans Tatjana,  welche im Gegensatz zu Sunyoung Seos ausbrechenden, leidenschaftlichen, lebensfrohen Protagonistin steht. Wie auch immer: Beide Damen sind grossartig!

 Als Lenskij ist der Basler Lohengrin, Rolf Romei, zu erleben. Zwei Tage vor seinem nächsten Auftritt als Schwanenritter begeistert der Schweizer Tenor in dem Part des leidenschaftlichen Dichters und zieht dabei erneut sämtliche Register seiner darstellerischen und sängerischen Kunst. Durch seine lyrische Gestaltung verleiht Rolf Romei Lenskij besondere Leidenschaft und Verletzlichkeit. Die berühmte Arie vor dem Duell gestaltet der Sänger äusserst sensibel, leidenschaftlich und abgrundtief traurig – bei seinen Piani ist es – wie bei der Gralserzählung – mucksmäuschen still im Zuschauerraum. Nach so viel Ergriffenheit braucht das Publikum zum Schluss einen Moment, bis es in kräftigen Applaus für diese absolute Ausnahmeleistung ausbricht.

 Larissa Schmidt als Olga, Rita Ahonen als Filipjewna und Andrew Murphy als Saretzkij und Hauptmann gefallen wie an der Premiere. Ein besonderes Highlight für sich bleibt Karl-Heinz Brandt als Triquet. Herrlich gerät dem wunderbaren Bassisten Liang Li der Part des Fürsten Gremin. Für diesen fantastischen Sänger wüsste ich so manche Rolle aus Wagners Werk! Seit der Premiere stark verbessert überzeugt Eung Kwang Lee in der Titelpartie sowohl darstellerisch als auch gesanglich. – Dieser wunderbare Opernabend hätte mehr Zuschauer verdient. Die Anwesenden erkennen jedoch, was sie erleben und danken allen Aufführenden mit langem, begeistertem Applaus.

 Michael Hug

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