WIENER STAATSOPER: “IL BARBIERE DI SIVIGLIA” am 1.2.2014
Mit Portillo habe ich bislang nur den Austragungsort der Ski-WM 1966 assoziiert. In dieser Aufführung stellte sich aber erstmals der texanische Tenor David Portillo als Almaviva vor und es scheint, dass man sich den Namen merken sollte. Nicht nur, dass der junge Mann gut aussieht und sehr engagiert spielt, singt er die Partie stilistisch einwandfrei und mit schönen Fioraturen und Decresendi, so dass es schade war, dass die große Schlussarie gestrichen blieb.
Ihm zur Seite ein junges Team mit Anna Bonitatibus als Rosina, Levente Molnar als Figaro und Adam Plachetka als Basilio und als Ergänzung das Urgestein Alfred Sramek als Bartolo. Anna Bonitatibus verfügt über einen angenehmen Mezzo mit einer pastosen Tiefe und stellt ein sympathisches, selbstbewusstes Mädchen auf die Bühne. Bei Adam Plachetka fehlt vielleicht ein wenig Schwärze in der Stimme, aber er ist gesanglich tadellos. Im Laufe der Zeit könnte er im Spiel vielleicht auch noch mehr Skurrilität zeigen. Wie man Pointen serviert, muss man Alfred Sramek nicht mehr beibringen. Sein Bartolo ist immer ein Vergnügen, besonders wenn er auch stimmlich in guter Form ist. Levente Molnar trumpft mit einem schönen, kraftvollen Bariton auf. Als Marzellina steuert Simina Ivan die hohen Töne der Finali bei und hat auch mit ihrer Arie Erfolg. Als Fiorillo ist dem jungen Manuel Walser die Nervosität anzumerken. Der von Oleg Zalyskiy angeführte (und von Martin Schebesta einstudierte) Herrenchor erledigte seine Aufgabe mit Routine und Spielfreude.
Michael Güttler am Pult sorgte für einen weitgehend reibungslosen Ablauf, ohne viele Akzente zu setzen.
Insgesamt wirkt die Aufführung gut geprobt und auch ohne Stars in der Besetzung war es ein höchst vergnüglicher Abend.
Wolfgang Habermann