Zur Aufführung: Antonin Dvoraks “Rusalka”, einer charmant üppigen Märchenbuch-Ausstattung von 1901 (Prag) nachempfunden, kam 1993 via London aus Wien nach New York (wie Kollege Dusek weiß). Nun wurde die Produktion von Otto Schenk und Günter Schneider-Siemssen (K: Sylvia Strahammer) einer Wiederbelebung durch ein wahrlich erlesenes Sängerensemble und die vortreffliche musikalische Betreuung durch Yannick Nézet-Séguin unterzogen. Das Met-Orchester unter Nézet-Séguins sensibler, sängerfreundlicher Leitung gab dem Stück alle gebotene Romantik.
Piotr Beczala hatte im Vorfeld verlauten lassen, dies sei sein erster Prinz in einer traditionellen Inszenierung, obgleich er diesen Prinzen schon so oft gesungen hat. Es muss, soweit ich mich erinnere, auch meine erste derartige Aufmachung gewesen sein, denn gar so stark überraschte mich die an die TV-Märchenfilme erinnernde Optik. Ich musste mich tatsächlich erst daran gewöhnen. Sicher, es war „schön“, aber in der Münchner Fassung von Martin Kušej findet bereits bis zum Mondlied ein ganzes Drama statt, während es hier so sanft dahin plätschert. Aber jedem das Seine!
Rusalka/Renée Fleming mit lieblichem, aber auch zu Dramatischem fähigen Edel-Sopran und der bestens disponierte Strahletenor des Prinzen/Piotr Beczala waren dazu das rechte Märchentraumpaar, auch wenn ihr Märchen kein Happyend hat. Stimmlich wie optisch ein Genuss, vor allem auch in den riesigen Nahaufnahmen. Bei diesen Nahaufnahmen verlor die mit üppigem, dramatischem Sopran auftrumpfende Fremde Fürstin von Emily Magee einiges an Reiz. Die Hexe Ježibaba von Dolora Zajick gemahnte in ihrem fantastischen Outfit extrem an ihre Kollegin aus Hänsel und Gretel – und sie sang ausgesprochen prachtvoll, mit orgelnder Tiefe und zuverlässig erklommenen Höhen. John Relyea war als Wassermann ebenso fantasievoll kostümiert (ganz in Grün und mit “Heldenbrust”). Sein Bass klang wunderbar voll und rund, auch er spitzenmäßig in Form. Das neckische Herumgehopse der drei Waldnymphen fand ich zunächst etwas drollig, aber die Damen Dísella Làrusdóttir, Renée Tatum und Maya Lahyani sangen ausgezeichnet. Mit ihrem üppigen Mezzo und durch ihr agiles Spiel machte Julie Boulianne aus dem Küchenjungen beinahe eine Hauptrolle. Vladimir Chmelo, slowakischer Heldenbariton, der sonst in größeren Rollen unterwegs ist, komplettierte das Ensemble als Förster.
Zum GLORIA PALAST in München: Das feudal renovierte, außergewöhnlich komfortable Kino am Karlsplatz kann sich zu Recht „Palast“ nennen. Große, breite Ledersessel mit leicht verstellbarer Rückenlehne, Fußschemel und Tischchen warten auf den Gast. Nach dem obligatorischen Willkommensdrink wird man vom Platz aus vom emsigen Personal vor Beginn und während der Pausen mit Essen und Trinken versorgt (gegen Gebühr natürlich). In den Pausen kann man in den Arkaden vor der Tür lustwandeln oder am Platz bleiben und sich verwöhnen lassen. Die Klimaanlage war die ganze Zeit einheitlich sehr gut gesteuert. Also Wohlfühlatmosphäre rundum. Hier funktionierte auch die Technik bestens. Dass heutzutage der Ton stets so überscharf präsentiert wird, daran wird man sich wohl gewöhnen müssen…
Ein einziges Manko gibt es dennoch, wie an so vielen Veranstaltungsorten: Die Toiletten-Kabinen für Damen reichen nicht aus für den Ansturm, den es etwa in der 2. Pause gab…
Dorothea Zweipfennig/München
Fotos: metopera / weitere im Internet.