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MANNHEIM/ Rosengarten: Mannheim: „ROYAL FLEMISH PHILHARMONIC”

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Mannheim: „ROYAL FLEMISH  PHILHARMONIC“  11.02.2014

 Zum 6. Pro Arte-Konzert im Rosengarten stand der junge, mit Preisen überhäufte Alexej Gorlatch im Mittelpunkt der Interessen. Was dieser Ausnahme-Pianist der jüngeren Generation an frischer Musizierlust, Lebendigkeit und Intensität hier bot ist schon sehr beachtlich. Mit stilsicherem Feingefühl, schlankem Anschlag interpretierte Gorlatch das „Klavierkonzert Nr. 3“ von Ludwig van Beethoven, verlieh diesem Werk die fließend klare Note, verstand es zudem das Allegro con brio in leuchtenden Kantilenen und artikularischer Raffinesse zu pointieren. Gefühlvoll, dennoch akzentuiert erklang das Largo, markant im Ton, klar phrasierend, hochkonzentriert bis in die Fingersätze reißt das brillant gespielte Rondo den Solisten virtuos fort. Erfreulich die Exposition der Royal Flemish Philharmonic unter der Leitung von Edo de Waart ließ aufhorchen, keine Spur von Routine, wunderbar ausbalanciert die einzelnen Instrumentalgruppen entfaltete das Orchester eine delikat ziselierte Begleitung. Die große Begeisterung des Publikums bedankte der sympathische Solist mit einem hinreißend interpretierten Walzer von Chopin.

Der Niederländer Edo de Waart hatte sich in den letzten Jahren zunehmend als erfolgreicher Interpret von Anton Bruckner profiliert und servierte nach der Pause sehr eindrucksvoll dessen „Romantische Symphonie“. Straffe viermalige Hornsignale über den zarten Streichergruppen eröffnen die „Morgenweckrufe“, so schrieb der Komponist gar selbst in einer Erläuterung, die sich liest wie eine Regieanweisung zu Wagners „Lohengrin“. Sah sich Bruckner als Übersetzer der Ideenwelt des Kollegen ins Reich der Symphonie, welche der Bayreuther Meister nach weniger geglückten Versuchen aufgab. Den ersten großen orchestralen Aufschwung zur Klangwelt des Gesamtapparates lässt Bruckner verhallen und führt ins Andante, in ein Geflecht von Melodien. Gedämpft, rhythmisch gleich einen Trauermarsch schreiten die Streicher, verheißungsvoll wie im Nachhall erklingen die Holzbläser über den klagenden Cellithemen. Schwer zu beschreiben sind die instrumental geformte Schönheit, die dynamischen Schwankungen dieses Satzes, das Wechselspiel vom Pianissimo ins Mezzoforte, wieder zurück in gemächliche Gefilde und wiederum das Aufbäumen in gewaltige Forteausbrüche. Edo de Waart wählte moderate Tempi, setzt sie in differenzierten Relationen zueinander und erlaubt so den Klangformationen sehr angenehme Spannungsbögen, das bestens disponierte Instrumentarium folgte des Maestros Eingebungen im lebhaften Figurenspiel der Themen. Im leisen Tremolo der Violinen und Celli eröffnet sich das Scherzo, die Hörner formieren sich zum Jagdmotiv, die Trompeten antworten keck, lärmend hält die Jagd Einzug in den lichten Wald, romantischer lässt sich diese märchenhafte Buntheit kaum interpretieren. Mit kräftigen Pinselstrichen malen die flämischen Gäste in instrumentaler Harmonik. Bewegt in gemächlichen Tempi leiten die Streicher, die leisen Hornrufe das Finale ein, in Unruhe gesellen sich die exzellenten Bläsersegmente zu den heftig ausgestoßenen Themen, gespenstige Jagdsignale erfassen in gewaltiger Zusammenfassung alle Instrumente, das unverkennbare Hauptthema des ersten Satzes braust wie ein Sturm dahin. Gezupfte Bässe, innige Violinen und Celli ersticken in den Rufen der Holzbläser, wechseln wild, schroff zum vorüber brausenden Sturm.  Ruhige Gedanken, Versuche des harmonischen Einklangs vereinen sich im Streichertremolo, in Umkehrungen der Oboe und Klarinette, weit aufschwingend im Hornthema formiert sich der Orchesterapparat im kurzen Anstieg zum strahlenden Es-dur-Ausklang. Mit herzlicher Zustimmung und Bravorufen verabschiedete man die Gäste.                                          

Gerhard Hoffmann

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