Wien/ Volksoper/ 04.03.2014 : ”Turandot”
8 Jahre nach der sensationellen Premiere gab es die Bestätigung, wie gut die Produktion (Regie Renaud Doucet, Ausstattung: Andre Barbe) nach wie vor beim Publikum ankommt. Viele Jugendliche aus aller Herren Ländern bejubelten eine wunderbare Aufführung von Puccinis letzter Oper. Das bunte Getümmel auf der Bühne kontrastierte wohl mit der dramatischen Handlung, passte aber dennoch. Allein die Idee, das Werk im Reich der Insekten anzusiedeln, ist unbezahlbar. Ähnlichen Einfallsreichtum möchte man manchen Regisseuren wünschen.
Die Wiedergabe bot sehr viel Erfreuliches, wenn auch der angekündigte Star, Neil Shicoff, krankheitshalber abgesagt hatte (einen ätzenden Kommentar vor der Vorstellung wollen wir nicht näher zitieren). Der Ersatzmann, Vincent Schirrmacher war aber mehr als ein Einspringer, mit kräftigem Tenor kämpfte er sich durch erfolgreich die Klangmassen, mit einer kleinen Ausnahme gelangen die hohen Töne bestens, auch nach dem ”Nessun dorma” erntete er verdienten Szenenapplaus. Ihm zur Seite stand mit Jee-Hye Han eine junge koreanische Sängerin, deren Stimmmaterial für diese Rolle (noch) zu wenig Volumen und Kraft besitzt. Mit einiger Mühe stemmte sie die extrem schweren, dramatischen Höhen, sie wäre gut beraten, diese Partie nicht zu oft zu singen. Sehr gut konnte Kristiane Kaiser als Liu gefallen, ihr kräftiger Sopran ist auch zu zarten Lyrismen fähig, die Sterbeszene war sehr berührend.
Mit Otoniel Gonzaga sang ein alter Haus-Haudegen der vergangenen Jahre den Althoum, auch mit seiner Leistung konnte man sehr zufrieden sein. In das durchwegs gute Ensemble fügten sich die 3 Minister Günther Haumer, David Sitka und Jun Ho You ein. Der Chor war eine weiter Stütze des Abends, in diesem Fall auch eine optische Bereicherung.
Guido Mancusi war ein souveräner Leiter eines stark geforderten Orchesters, das nur gelegentlich Probleme im Bläserbereich hatte. Es ist immer wieder erstaunlich und erfreulich, welch hohe Qualität das Haus am Gürtel auch bei schwierigen Opern zu bieten vermag.
Johannes Marksteiner