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MÜNCHEN / Bay. Staatsoper / „LA CENERENTOLA“

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MÜNCHEN / Bay. Staatsoper / „LA CENERENTOLA“ – 09.03.2014

Tara Erraught_W. Hösl  

Diese inzwischen legendäre Produktion (Insz., BB, Kost.) von Jean-Pierre Ponnelle stammt in ihrer Urform von der Scala Milano 1973. 1981/82 polierte der Meister sein Werk für die Verfilmung erneut auf. Dazwischen jedoch, im Dez. 1980, feierte diese schnuckelige Cenerentola-Version ihre Münchner Premiere und wird seither immer wieder mal für 1 oder 2 Serien hervorgeholt. Mit Federica von Stade und Francisco Araiza fing das Ganze an, später erlebte man u. a. Agnes Baltsa und Cecilia Bartoli als Angelina.

In der jetzigen WA durfte Tara Erraught unter Beweis stellen, dass sie dieser Rolle bestens  gewachsen ist, was sich bereits bei den früheren Opernstudio-Aufführungen gezeigt hatte. Ihr Wiener Debut war ja unter keinem so glücklichen Stern gestanden, da sie einerseits von der Regie her verschandelt worden war und andererseits zum damaligen Zeitpunkt wohl auch nicht ganz in ihrer üblichen stimmlichen Verfassung antrat. Dass ihre wunderschöne klare, aber nicht so große Stimme in den Ensembles manchmal etwas unterging, dieses Phänomen hatten wir bei der Bartoli auch. Ihre Arien darf sie dann aber von der Rampe aus ins Publikum perlen lassen, dass es eine Wonne ist. Ihre Angelina rührt wirklich ans Herz, wie eigentlich alles, was die kleine Irin auf die Bühne bringt. –

Erraught-Brownlee_W. Hösl  Ramiro auf dem Trepperl! © Hösl

Wer hätte gedacht, dass es neben ihr einen noch kleineren Tenor geben würde. Lawrence Brownlee, einer der besten Belcanto-Spezialisten, zauberte halsbrecherische Koloraturkaskaden ins Auditorium. Figürlich hat er kräftig zugelegt, was ihn aussehensmäßig noch mehr zum „Schokoladenmohren“ tendieren lässt. Der Eindruck dieser figürlichen Gedrungenheit wurde noch verstärkt durch die Gegenwart seines Dieners (und Ersatz-Prinzen) Dandini in der langen, schlanken Gestalt des jungen italienischen Baritons Riccardo Novaro. Dieser zeichnete sich neben seinem hübschen Bariton durch köstliche Spielfreude aus. Für Angelinas boshaft-kauzigen Stiefvater hatte man in Paolo Bordogna einen tollen Buffo als Don Magnifico aufgeboten; einen Buffo mit Stimme (!) und überbordendem Spieltemperament, ohne dabei allzu albern zu werden. In den Rollen der beiden hyperzickigen Schwestern Clorinda und Tisbe sorgten Eri Nakamura und Paola Gardina (köstlich deren typisch italienische „Armsprache“…). – Alex Esposito ist zwar in all seinen Rollen ein vortrefflicher Schauspieler, was er in München in erster Linie als Leporello mehrfach zeigen konnte. Auch sein Alidoro zehrt davon, denn sein harter, nicht besonders wohllautender Bass ist nicht jedermanns Sache. - Am Pult waltete Riccardo Frizza und dirigierte eine enorm feinfühlige Cenerentola. So eine Rossini-Ouvertüre wird schon mal gerne so richtig „herruntergefetzt“. Nicht so bei Frizza, der bereits die Ouvertüre zu einem äußerst diffizil muszierten Gusto-Stückerl machte. Danach trug er die junge Sängerschaft auf Händen; eine fürsorglichere musikalische Betreuung konnte die sich nicht wünschen.

Nach den Aufführungen am 4. und 7. März war dies die 3. und vorletzte dieser Serie. In der sonntäglichen Familien- und Jugendvorstellung hatten die vorher durch die Kindereinführung gebrieften Kinder genauso viel Spaß wie all die sie umgebenden Erwachsenen.

Diese über die Jahre geretteten „Oldies“ erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit, tauchen doch vor dem inneren Auge des Betrachters dabei immer wieder die Geister der Vergangenheit auf (Aragall, Domingo, Brendel, Freni, Ricciarelli etc., etc.). Neben Ponnelles „Cenerentola“ (nach der Auff. am 12.3. wieder in 1 Jahr zu sehen) sind da noch Otto Schenks „La Boheme“ (wieder 3x im Mai) und „Rosenkavalier“ (läuft/lief gerade), August Everdings „Zauberflöte“ (wieder im Dez.), Ferruccio Soleris „Barbiere“ und Wolf Busses „Madama Butterfly“ (3x ab 11.3.).

 DZ

 

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