Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208

MÜNCHEN / BALLETTFESTWOCHE 2014 – P 2

 

MÜNCHEN / BALLETTFESTWOCHE 2014 des Bayerischen Staatsballetts

Erste Wiederholung der Eröffnungspremiere (4.4.) am 5.4.2014

Mit drei Uraufführungen eröffnete das Bayerische Staatsballett die diesjährige BallettFestwoche, einem abstrakten, dreiteiligen Kunstwerk aus Tanz, Ton und Malerei:

Der gelbe Klang / Spiral Pass / Konzert für Violine und Orchester 

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Ensemble_Der gelbe Klang © Wilfried Hösl x
 Ensemble_Der gelbe Klang © Wilfried Hösl

Der gelbe Klang: Inspiriert von Wassily Kandinskys gleichnamigem Konzept vom Zusammenwirken und Interagieren von Klang und Farbe, Der gelbe Klang, widmet sich Choreograph und Bühnenbildner Michael Simon seiner Lesart dieses Manifests, das zu Lebzeiten des Schöpfers schon aus technischen Gründen unrealisierbar gewesen wäre, brauchte es doch eine so elaborierte Bühnen-, Beleuchtungs- und Illusionstechnik, wie sie damals noch gar nicht zur Verfügung stand. Zur gar nicht abstrakten Musik von Frank Zappa (live vom Staatsorchester gespielt) kreiert Simon ein humorvolles und poetisches Bildertheater aus Farbe, Klang, Projektion, Licht und Bewegung, die zu immer neuen Tableaus verschmelzen. (Soweit die Vorankündigung des Staatsballetts). – Das Münchner Publikum war gar nicht so sehr amused über dieses Werk, ja, sogar Buhs habe es bei der Premiere nach diesem Stück gegeben, etwas, was beim Ballett nur äußerst selten passiert. In der zweiten Aufführung reagierte das Publikum weniger streng, eher etwas enttäuscht oder gar ein bisschen gelangweilt. Zu Beginn dachte ich ja noch, das könnte doch recht lustig werden, aber dann hatte sich diese „Rhythmische Sportgymnastik auf hohem Niveau“  doch ziemlich schnell totgelaufen. Ulkig dabei, dass die Farbe Gelb nur ganz wenig vorkam… Frank Zappas farbenreiche Musik assoziierte bei mir zuweilen großes amerikanisches Landschaftskino. – Ergebnis: Kurzer, freundlicher Applaus.

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Lucia Lacarra,Marlon Dino_Spiral Pass © Wilfried Hösl x
 
Lucia Lacarra,Marlon Dino_Spiral Pass © Wilfried Hösl

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Luiza Bernardes Bertho, Dutsin Klein_Spiral Pass © Wilfried Hösl
 Luiza Bernardes Bertho, Dustin Klein_Spiral Pass © Wilfried Hösl

Spiral Pass:Nach Broken Fall und AfterLight feiert der Engländer Russell Maliphant mit Spiral Pass, seiner ersten Kreation für das Bayerische Staatsballett, im Nationaltheater praktisch einen home-run. Spiral Pass steht im American Football und im Rugby für eine Wurftechnik, bei der sich der Ball besonders schnell um seine eigene Achse dreht während er um das Spielfeld geschleudert wird. Wie Russell Maliphant dies in akrobatische Tanzfiguren verwandelt, zieht Tänzer und Zuschauer gleichermaßen in ihren Bann. Musikalische Unterstützung bekommt er von Mukul, einem Londoner Multitalent und Szene-Komponisten, der eigens für dieses Werk eine Komposition kreiert hat. (STB) – Das war nun wirkliches Ballett (ohne Spitzenschuhe). War bereits besagter Broken Fall (1 Frau + 2 Männer) mit seiner atemberaubenden Akrobatik ein umwerfendes Erlebnis, so ähnelte Maliphants neuestes Werk diesem in vielen Zügen, speziell im 2. Teil. Erneut hatte der Choreograf mit Lucia Lacarra und Marlon Dino, der wohl bestmöglichen Wahl, ein Werk erarbeitet. Ihr Anfangs-Pas-de-deux im Lichtkegel war einer der schönsten und berührendsten Momente dieses neuen Ballettabends. Richtig spannend wurde es in der Folge, als 9 weitere Tänzer und Tänzerinnen (alle mit einer Superperformance) die Bühne bevölkerten, überwiegend in verzwickt akrobatischen Paarformationen. Schließlich absolvierte Lucia Lacarra mit einer Männergruppe herrliche Luftnummern, mit Balancen auf diversen Körperteilen der Herren und Wurfsequenzen von den Händen einer Gruppe in die der anderen, gespickt mit einigen Drehungen während dieser Flüge (Spiral Pass!) – atemberaubend wie Broken Fall, nur hier nicht mit zwei sondern mit mehreren Herren. - Die dauerbumpernde Geräuschkulisse (mit zwischenzeitlichen „Gewehrsalven“) von Mukul über Lautsprecher empfand ich, zumindest in dieser Überlautstärke, zu der gebotenen Optik eher als (ver-)störend denn als wünschenswerte, gelungene Symbiose von Tanz und Musik. Es gab aber auch Leute, die diesen hämmernden Dauer-Rhythmus als adäquat empfanden. – Ergebnis: Mords-Jubel.

 Image may be NSFW.
Clik here to view.
Katherina Markowksaja_Konzert für Violine © Wilfried Hösl x
 Image may be NSFW.
Clik here to view.
Katherina Markowksaja,Lukáš Slavický_Konzert für Violine © Wilfried Hösl
 
Katherina Markowksaja,Lukáš Slavický_Konzert für Violine © Wilfried Hösl

Konzert für Violine und Orchester: Aszure Bartons erste deutsche Produktion Konzert für Violine und Orchester bildet das Finale des Abends. Im Kontrast zum minimalistisch gehaltenen Bühnendesign, setzen die Tänzer und das Licht die Farbakzente: An die Neoklassik erinnernde, leicht hingetupft scheinende Bewegungen, die immer wieder von Modern Dance Elementen und Alltagsgesten unterbrochen werden, in komplexen Mustern wie ein kostbarer Spitzenvorhang. Die Choreografin Aszure Barton kreiert zu Mason Bates‘ Konzert für Violine und Orchester. (STB) – Ein großes Plus dieses Balletts (mit Spitzenschuhen) ist zunächst die Musik. Mason Bates’ Konzert für Violine und Orchester 2012 ist eine faszinierende, zeitgenössische Komposition, von David Schultheiß als Violinsolist virtuos gespielt, was ihm zum Schluss kräftigen Extra-Applaus einbrachte. Neben dem Hauptpaar, Katherina Markowskaja und Lukáš Slavický, beleben 5 weitere exzellente Paare die Szenerie: Diese besteht aus einem leeren Bühnenraum mit „pickeliger“ Rückwand, der Rest sind schöne Beleuchtungseffekte (Burke Brown). Ich stelle fest, dass Aszure Bartons Ballett, obwohl doch attraktiv anzusehen, überraschenderweise am wenigsten im Gedächtnis haften geblieben ist. Dabei haben sich die Tänzer bei überwiegend rasantem Tempo großartig präsentiert. –

Sicherer Walter am Pult bei Zappa und Bates war einmal mehr Myron Romanul. Er leitete das sich bestens präsentierende Bayerische Staatsorchester. - Wenn Simons Gelber Klang auf die Dauer nicht zieht, kann man die beiden anderen Stücke, vor allem aber Spiral Pass, auch in anderer Kombination zeigen, wie mit anderen Stücken bereits geschehen.

DZ

Besuch aus Wien: Auf Denys Cherevychko stieß ich  zufällig in meiner Reihe (dz)

BR-Kritik von der Premiere am 4.4.:

http://www.br.de/radio/br-klassik/sendungen/piazza/premiere-der-gelbe-klang-2014-ballettfestwoche-100.html

Weitere Vorstellungen im Nationaltheater:

Michael Simon/Russell Maliphant/Aszure Barton
Der gelbe Klang/Spiral Pass/Konzert für Violine und Orchester
So 27.04.14, 19.30 Uhr, k-a-r-t-e-n
Fr 02.05.14, 19.30 Uhr, k-a-r-t-e-n
Do 08.05.14, 19.30 Uhr, k-a-r-t-e-n
So 11.05.14, 19.30 Uhr, k-a-r-t-e-n
Sa 17.05.14, 19.30 Uhr, k-a-r-t-e-n

 

Diese Seite drucken


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>