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MÜNCHEN/ Bayerisches Staatsballett: „JEWELS“

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München: Bayerisches Staatsballett: „JEWELS“, 04.07.2019

Bildergebnis für bayerisches staatsballett jewels
Emeralds. Foto: Wilfried Hösl

Zum Saisonabschluss präsentierte das Bayerische Staatsballett in George Balanchines „Jewels“ noch einmal viele interessante Debuts. So adelte die wunderbare Kristina Lind den ersten Teil „Emeralds“ mit ihrer eleganten, aber trotzdem lebhaften Ausstrahlung und ihrer großen Bühnenpräsenz. Die große, langgliedrige Ballerina verstand es, ihren Soli und den Pas de deux mit Partner Emilio Pavan einen lyrischen Charakter zu geben, ohne in übertriebenes Pathos zu verfallen. Ihren Tanz zeichneten wie immer eine makellose Technik, eine Spur Athletik, wunderschöne Linien und hochsouveräne Bewältigung aller Schwierigkeiten aus. Auch das zweite Solo-Par, Jeanette Kakareka und Henry Grey trugen einen großen Teil dazu bei, die leichte, romantische und duftige Atmospähre von „Emeralds“ zu schaffen und den verträumten Charakter der Musik Gabriel Faurés erlebbar zu machen. Großartig auch Dmitrii Vyskubenko im Pas de trois als eleganter, sprungstarker und technisch versierter Partner von Vera Segova und Maria Chiara Bono. Auf das romantische „Emeralds“ folgt das athletische, ironische, glamouröse „Rubies“ zur mitreißenden Musik von Igor Strawinsky. Hier debütierte die junge Gruppentänzerin Margarita Grechanaia als Solistin. Sie startete mit einer etwas nervösen Ausstrahlung, wurde aber von Minute zu Minute sicherer und souveräner, so dass ihre jugendliche, lebhafte und strahlende Persönlichkeit im Laufe des Stückes gut zur Geltung kam. Sie hatte ihre Partie technisch im Griff, es fehlte ihr aber noch die hundertzehnprozentige Souveränität und das aufreizende Selbstbewusstsein, das eine Ballerina braucht, um diese Rolle richtig zum Funkeln zu bringen. Das Solo-Paar wurde an diesem Abend von Elvina Ibraimova und –ebenfalls zum ersten Mal- Alexey Popov getanzt. Popov begeisterte durch seine wunderschönen Körperlinien und seine außergewöhnlichen, spektakulären, hohen, geschmeidigen und lautlos gelandeten Sprüngen. Wenn er in zukünftigen Vorstellungen noch ein wenig lockerer wird, kann er sicher auch die Lässigkeit und den Witz des Stückes noch besser zur Geltung bringen. Elvina Ibraimova beherrschte ihre Partie technisch souverän und mit lebendiger Ausstrahlung.

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„Diamonds“. Foto: Wilfried Hösl

Höhepunkt des Abends war „Diamonds“. Dies lag zum einen natürlich wie immer an der brillanten Chorographie Balanchines zur herrschaftlichen Musik P.I. Tschaikowskys, zum anderen aber auch an dem fulminanten Debut von Prisca Zeisel als Solistin. Bei ihr war keine Spur von Nervosität zu sehen und sie konnte die wunderbare, vom kaiserlich-russischen Ballett inspirierte Choreographie in ihrer vollen Schönheit zeigen. Wunderschöne Linien und Posen, große Musikalität und eine elegante, bühnenbeherrschende Ausstrahlung zeichneten ihren Auftritt aus. Zachary Catazaro war Prisca Zeisel ein aufmerksamer Partner, dem man die beim New York City Ballet gesammelte Balanchine-Erfahrung in seiner ruhigen, souveränen Ausstrahlung ansah. Seine solistischen Passagen waren jedoch merkwürdig spannungslos und technisch unter den Erwartungen, die man an einen 29-jährigen Tänzer, der kürzlich noch Erster Solist des New York City Ballets war, hat. Vielleicht eine schwächere Tagesform. Trotzdem begeisterten diese glänzenden „Diamonds“ das Publikum, dank Prisca Zeisel und dem ebenfalls großartigen Corps de ballet.

Gisela Schmöger

 

 


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