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KLOSTERNEUBURG/ Kaiserhof des Stifts/ NÖ: LES CONTES D’HOFFMANN. Premiere

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Clemens Unterreiner (Bösewichter), Zurab Zurabishvili (Hoffmann), Johanna Weinstich (Stella), Foto Lukas Beck


Stift Klosterneuburg/Kaiserhof: LES CONTES D’HOFFMANN (6.7.2019)

 

Da hatte sogar der Himmel Einsehen – „CONTES D’HOFFMANN“ IM KAISERHOF VON KLOSTERNEUBURG (6.7.2019)

Ein kleiner Platzregen hätte wohl zum Abbruch der Vorstellung geführt, die sich heuer zum 200.Geburtstag von Jacques Offenbach als besonders gelungen erwies. Doch hatte da  offenbar sogar der Himmel Einsehen, dass er diese Premiere nicht beeinträchtigte. Einmal in der Pause und dann nach dem Antonia-Akt begann es zu Tröpfeln, was besonders in Klosterneuburg zum sofortigen Stopp führt, fehlt doch jeder Regenschutz. Aber ein echtes Gewitter ergoss sich erst um Mitternacht, da hatte die Mehrzahl des Publikums seine Heimreise angetreten. Und mit einem musikalischen „Ohrwurm“ im Kopf, den man lange nicht vergessen wird. Die Apotheose des sterbenden Hoffmann-ich habe sie noch nie so intensiv vorgetragen erlebt: „Groß ist die Liebe, aber größer noch das Leid“ verbunden mit einer Melodie ohnegleichen erzielte bei mir jenen Gänsehaus-Effekt, den wir „Opern-Enthusiasten“ immer suchen und so selten finden.

Doch halten wir uns an die Chronologie der Vorstellung. Die Besetzung entsprach langjährigen Usancen: am Pult der BeethovenPhilharmonie agiert Christoph Campestrini. Er holt ein Maximum aus der an sich schwierigen Klang-Situation heraus, auch der Chor der operklosterneuburg (Leitung Michael Schneider) läuft zur Höchstform auf und  auch die Mehrzahl der Sänger haben bereits „Family-Status“:


Daniela Fally (Olympia), Zurab Zurabishvili (Hoffmann), Foto Roland Ferrigato

Daniela Fally ist eine virtuose Puppe Olympia, neobarock, lebensfroh, köstlich. Auch Clemens Unterreiner ist als „Bösewicht vom Dienst“ ganz in seinem Element. Er agiert zeitweise wie ein Spiegelbild von Hoffmann. Ist einmal zynisch, dann elegant. Höhepunkt ist die „Spiegel-Arie“ mit wahrer Belcanto-Qualität und das Terzett mit Antonia (ausgezeichnet Florina Ilie) und der Mutter (grandios Regine Hangler).

Leider kann der Titelheld – der georgische Tenor  Zurab Zurabishvili – nicht immer mithalten. Trotz enormem Material stößt er immer wieder an seine vokalen Grenzen und kommt mit der Tessitura der „Offenbach-Oper“ mitunter nur mit Mühe zurecht. Vielleicht war es auch nur eine Proben – Übermüdung, die den Erfolgs-Canio von einst diesmal nur in die zweite Reihe stellen ließ. Großartig – ohne jede Einschränkung – die Muse Niclausse; Margarita Gritskova  hat in einer aufgewerteten Version viel mehr als üblich zu singen. Sie prunkt mit Höhen und Tiefen, versprüht Charme – ein wahrer Glücksfall! Etwas zu bieder Thomas Glenn in den 4 Tenorrollen (Franz, Andreas etc.), dies gilt auch für den Luther/Crespel von Horst Lamnek und auch die Giulietta der von Eugenia Dushina war  nur ordentlich – nicht mehr aber auch nicht weniger.


Eugenia Dushina (Giulietta), Zurab Zurabishvili (Hoffmann), Foto Lukas Beck

Die Inszenierung von Francois de Carpentries (Bühne Hans Kudlich) bietet einen Mix aus „Phantastischem Realismus“, Zirkus-Atmosphäre und obligater Sozialkritik (Schwestern des 1.Weltkrieges ?). Aber der Zauber in Klosterneuburg geht ja doch in erster Linie von der musikalischen Umsetzung aus. Und vom Zittern vor den Launen des Wetters.

Peter Dusek


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