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ST. MARGARETHEN/ Römersteinbruch: DIE ZAUBERFLÖTE – ein Jungbrunnen der Phantasie. Festspielpremiere

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Foto: Andreas Tischler/ Arenaria

St.Margarethen-Römersteinbruch: MOZART’S „ZAUBERFLÖTE“-EIN JUNGBRUNNEN DER PHANTASIE (10.7.2019)

Wagemut gehört dazu, im Römersteinbruch Mozart’s „ Zauberflöte “ aufzuführen. Denn so populär die Geschichte von Tamino und Pamina auch sein mag – die letzte Oper Mozart’s ist nicht nur Volksstück, sondern auch Opera Seria, Freimaurer-Oper  und „Vehikel“ der Aufklärung. Und an diesem „Mix“ sind schon Viele gescheitert. Nun: die Premiere an einem milden Sommerabend (live von ORFIII übertragen) war ein durchschlagender Erfolg, sozusagen ein „Jungbrunnen der Phantasie“. Und ein Beispiel für die Bereitschaft des Publikums, Neues zu akzeptieren. Da fehlen die Bären, Löwen oder Zebras, die üblicherweise Begeisterung auslösen, stattdessen flattern weiße Tauben oder krächzen schwarze Raben;  eine Riesen-Mulde mit Sternen-Kugeln verwandeln sich in eine Schlangen-Brut, die Feuer- und Wasser-Probe ist filmreif; zu allem  ist Papageno mit einem Jung-Schauspieler besetzt, der offenbar keinerlei gesangliche Ausbildung hat. Und mit dem Libretto  von Emanuel Schikaneder wird sehr frei umgegangen. Ja beim Hauptschlager „Ein Mädchen oder Weibchen“ hilft die 80jährige Papagena sogar beim Singen aus.

Jedenfalls kann der neue künstlerische Leiter von Margarethen Daniel Serafin mit dem Engagement von Cornelius Obonya und Carolin Pienkos für Regie und Raimund Bauer  fürs Bühnenbild sehr zufrieden sein. Und auch das musikalische Niveau ist hochkarätig! Der aus Schleswig-Holstein stammende Dirigent Karsten Januschke legte – gemeinsam mit der Budapester Philharmonischen Gesellschaft und Philharmonia Chor Wien(Leitung Walter Zeh) – das komplexe Werk sehr straff, sehr zügig an und meisterte souverän die „Chöre der Eingeweihten“. Das Ensemble kam aus aller Welt: die mit einer Traum-Robe (Gianluca Falaschi) als Eidechsen-Libelle erscheinende „Königin der Nacht“-Danae Kontora-stammt aus Griechenland. Ihre „sternflammenden Koloraturen“ griffen auf das Arsenal der „rising stars“ zurück. Ebenso  ihr Gegenspieler Sarastro – Luke Stoker – ein Australier. Tamino – mit heldische Attitüde – kam aus Deutschland: Attilio Glaser! Pamina – Ana Maria Labin wurde in Rumänien geboren und beeindruckte besonders mit der großen „Trauer-Arie“. Und Papagena – Theresa Dax : sie war die einzige Österreicherin in der Solisten – Premieren-Besetzung; und  beeindruckte mit Stimme ebenso wie mit ihrem komischen Talent. Monostatos – Keith Bernard Storum – verfügt nicht nur als Monostatos über eine dunkle Hautfarbe. Und ausgezeichnet die Drei Damen (Elizabeth Reiter, Nina Tarandek und Marie- Luise Dreßen), die Drei Knaben (Christian Ziemski, Moritz Strutzenberger und Lorenz Laus) und die Priester (Uwe Schenker Primus und Michael McCown).


Theresa Dax, Max Simonischek. Foto: Andreas Tischler/ Arenaria

Und wie kam Papageno an: Max Simonischek – an ihm schieden sich die Geister. Er ist wohl ein „cooler Typ“ vielleicht zu „norddeutsch“ aufgezogen, aber er kann wirklich nicht singen (was für Schikaneder übrigens nicht  zutrifft). Als Einzel-Experiment mag die neue Zauberflöte bestehen. Als Dauerlösung empfehle ich sie nicht. Es müsste doch einen jungen Michael Heltau geben! Aber was solls? Margarethen hat Mut bewiesen – trotz hölzerner Chorführung und problematischer Papageno-Besetzung; und  es hat mit dem Wetter Glück gehabt. Und Bitteschön – es gab ein Feuerwerk noch vor Mitternacht..

Peter Dusek


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