
Diese „Puppentheaterbühne“ von Alfred Siercke ist noch immer sehenswert Foto:Wr.Staatsoper (frühere Aufnahme)
WIEN / Staatsoper
Gioachino Rossini IL BARBIERE DI SEVILLA
431. Aufführung in dieser Inszenierung
Samstag, 19.Oktober 2019
Kurzbericht

Svetlana Stoyanova freut sich auf ihr Debüt Foto Facebook
Mit gleich drei Rollendebüts wartet diesmal die Wiener Staatsoper auf, eine jugendliche Auffrischung für dieses alte Vehikel einer Inszenierung – denn die Zeit ist bei uns wieder einmal stehen geblieben und man zeigt wieder Regiekunst aus deutschen Landen der Sechziger des vorigen Jahrhunderts. Es wäre nichts einzuwenden gegen Arbeiten des einst hochgelobten Günther Rennert, fände man nicht nur Reste der Ideen vor, die dieser Regisseur hinterlassen hat und käme man indessen besser auf die Idee, statt der wenigen angerosteten Slapsticks wieder einmal die Szene mit kluger Personenführung zu beleben.
Keine Frage, Mittelpunkt des – dank vieler touristischer Besucher – ausverkauften Abends ist die junge quirlige Mezzosopranistin Svetlina Stoyanova als Rosina. Die in Bulgarien geborene und aufgewachsene, am Royal Conservatoir of Scotland ausgebildete Sängerin und Gewinnerin des Ersten Preises der Neuen Stimmen 2017 in
Gütersloh zeigte mit beinahe unbekümmerter Frische ein gesanglich gerundetes und technisch beherrschtes Rollenportrait mit auffallend schönen Höhen, und ihre souveräne Spiellaune brachte zusätzlich Leben in das Haus des Doktor Bartolo.

René Barbera, Selfie vor der Oper
Der Titelrollenträger und weitere Rollendebütant war der deutsche Bariton Samuel Hasselborn, Gewinner mehrerer Preise bei internationalen Wettbewerben, sichtlich blutjung, mit hellem, höhensicherem und flexiblem Bariton, für die Rolle des umtriebigen Barbiers wie geschaffen. Nur den eindrucksvollen gesanglichen Schwung seiner Auftrittsarie hielt er den weiteren Abend noch nicht ganz durch. Trotzdem ein beeindruckendes Debüt, schon auch seines lockeren Spiels wegen. Nicht weniger beeindruckend mit seinem, bereits im Übergang zum lyrischen Tenor befindlichen aber noch immer beweglichen und geschmeidigen tenore di grazia: René Barbera. Nur schade, dass der Gewinner der Operalia 2011 nicht auch die Einlagearie des letzten Bildes zum Besten gab, denn seine Koloraturen sind noch immer erstklassig.
Damit kommen wir zum hauseigenem Ensemble: Simina Ivan als Marzellina, nicht jeder kann sich so eine schönstimmige Bedienerin leisten, Sorin Coliban lässt noch immer die Kanonen als Basilio donnern und Paolo Rumetz – leider entstellt durch diese entsetzliche, falsche Gummiglatze – wird wegen der fehlenden vis comica die beiden großen Vorbilder in dieser Bufforolle des Doktor Bartolo nur schwer erreichen können, nämlich Fernando Corena und Alfred Šramek. Hans Peter Kammerer blieb unauffällig als Fiorillo; aber der Offizier des Wolfram Igor Derntl sang dafür seine wenigen Worte in der Lautstärke für einen Kasernenhof.
Graeme Jenkins machte es möglich, Rossini von leichter Hand dargeboten zu bekommen, man genoss dieses nach den vielen schwereren Brocken der Eröffnungsphase dieser Saison.
Peter Skorepa
OnlineMerker