26.4.2014. – „LES TROYENS“, Scala di Milano. 5 ½ Stunden und kein Bisschen Langeweile.
In der Regie von David McVicar konnte man einen Abend genießen, der zu einem guten Teil den Damen gehörte. Sowohl Cassandre (Anna Catarina Antonacci) als auch Didone (Daniela Barcellona) boten sowohl darstellerisch, als auch stimmlich superbe Leistungen. Ein Wiederhören und –sehen gab es mit Elena Zilio in der kleine Rolle der „Heldenmutter“ Hécuba. Die Stimme hat noch immer viel Klang und kam gut zur Geltung. Der erste Teil (La prise de Troie) sollte eigentlich „Cassandre“ heißen, denn neben dieser Partie sind die Männer nur Staffage. Fabio Capitanucci als Chorèbe kann sich in einem Duett mit Cassandre hervortun. Der Enée von Gregory Kiunde hat im ersten Teil nicht allzu viel zu singen, bot aber einige prachtvolle Höhen. Auch der zweite Teil (Les Troyens a Carthage) ist sehr „damenlastig“. Allerdings konnte Gregory Kunde in seiner großen Arie (Inutiles regrets) seine Trümpfe ausspielen und bekam als einziger großen Szenenapplaus. Der Dichter Iopas am Hofe der Didone brachte ein Wiederhören mit Shalva Mukeria, der einst nach seinem Triumph in den Puritani aus Wien verschwand. Er präsentierte seine belkanteske Arie O blonde Cérés mit allen Facetten und perfekter Stilistik. Didones Schwester Anna wurde von Maria Radner mit satter Altstimme gesungen. Aufhorchen ließ auch Paolo Fanale als Hylas, der seine Arie Vallon sonore in einem Mastkorb schwebend sang. Giacomo Prestia war ein würdiger, gut singender Narbal. Hübsch anzusehen und anzuhören war Paola Gardina als Ascagne. Aber auch die vielen kleinen Rollen boten schöne Stimmen.
Das großartige Bühnenbild von Es Devlin ist nicht nur praktisch, sondern auch wunderschön, ebenso sind die Kostüme von Moritz Junge voll Phantasie und Geschmack. Der Auftritt des „Pferdes“ ist beeindruckend gelöst.
Der von Bruno Casani einstudierte Chor und das Orchester der Scala unter Antonio Pappano boten hervorragende Leistungen.
Auch nach dem langen Abend gab es großen Jubel für alle, besonders aber für die beiden Damen.
Diese Produktion ist eine Koproduktion mit London (wo sie bereits 2012 zu sehen war und auf DVD mitgeschnitten wurde), San Francisco und Wien (und das erzeugt bereits Vorfreude).
Elena Habermann