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Ab 1. Mai 2014 in den österreichischen Kinos
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST
La belle & la bête / Frankreich / 2014
Regie: Christophe Gans
Mit: Léa Seydoux, Vincent Cassel, Yvonne Catterfeld, Eduardo Noriega u.a.
Der „Klassiker“, wenn es um das französische Märchen von der Schönen und dem Biest geht (es stammt aus dem späten 18. Jahrhundert), ist natürlich die Verfilmung von Jean Cocteau aus dem Jahre 1946 mit seinem ewigen schönen Hauptdarsteller Jean Marais. Disney machte 1991 seinen 30. Animationsfilm daraus – und nun gibt es die Geschichte wieder, angereichert mit neuen Handlungsnuancen.
Aber es ist das alte Märchen, und Regisseur Christophe Gans verfuhr nach dem „Wenn schon, denn schon“-Motto: Die Kitschorgie wird durch absolut nichts gebremst, und ob die aufgebotenen Motive nun Klischees sind oder nicht, stört hier niemanden. Hundertprozentige Opulenz stürzt geradezu von der Kinoleinwand, ob es ein prunkvolles Schloss ist oder geheimnisvolle Wälder, die sich öffnen und schließen, ob die Luxuskostüme der Adeligen oder die Lieblichkeit eines Landhauses… Im übrigen ist Gans mit einigen Horror-Filmen bekannt geworden: Natürlich fließt auch dieses Element hier ein, wenn auch in sanfter Dosis.
In dieser Version geht es zuerst um die alte Situation: Es hatte ein Mann drei Töchter, und die Jüngste war die Allerschönste, Lieblichste, und die beiden Schwestern wirklich grauslich-oberflächliche und auch hässliche Geschöpfe an Leib und Seele. In diesem Fall hat der Kaufmann, der sein ganzes Geld durch sinkende Schiffe verliert, auch noch drei Söhne, von denen einer ihn ins Unglück stürzt, weil er Schulden bei einem gnadenlosen Bösewicht macht…
Als der Kaufmann durch den Zauberwald in ein verzaubertes Schloß gerät (nett, was es da an reich gedeckter Tafel und blitzenden Wertgegenständen alles gibt), darf er nur unter der Bedingung, dass er wiederkommt, noch einmal heimkehren…
Nun, man kennt die Geschichte von Belle, die sich für den Vater opfert. Am Drehbuch dieser Version verwundert nur ihr Verhalten dem „Biest“ gegenüber (der hier einen so „schönen“ Löwenkopf trägt, dass von wirklichem Entsetzen bei seinem Anblick nicht die Rede sein kann): Belle ist ja nun eigentlich als die „schöne Seele“ gedacht, die in dem Monster sofort den unglücklichen Menschen wittert und ihm ihr Herz zuwendet: Léa Seydoux, so blond und reizvoll, wie es die Rolle verlangt, muss aber eine zeitlang wirklich unfreundlich und störrisch sein, was eigentlich nicht ins Bild passt…
Szenen von Belle im Schloß werden mit Rückblenden verschnitten, in denen das Schicksal des Prinzen und seine Verwandlung geschildert werden – da sieht er dann aus wie Vincent Cassel und ist damit, um die Wahrheit zu sagen, weder jung noch schön, aber er hat die gewisse Anziehungskraft französischer Männer, die über die erste Jugend und jenseits vordergründiger Optik hinaus funktioniert. Die Prinzessin der Rückblende, eine verzauberte Hirschkuh, wurde offenbar vom deutschen Co-Produzenten gestellt, wobei die blonde Yvonne Catterfeld wenig mehr vermag als mit fordernder Miene quasi zu fragen: Schaue ich Romy nicht ähnlich? Sie hätte dem Gatten ja verziehen, dass er sie – als Hirschkuh – in der Jagd erlegt hat, aber Papa ist der König des Waldes, und der war rachsüchtig… Also: Verwandlung des Übeltäters!
Die große Liebe zwischen der schönen Belle und dem Biest wird hier kaum ausgespielt, dafür kommt es zu nachdrücklichen Familienszenen, und auch der Bösewicht, der den Bruder verfolgt und damit in den Zauberwald gerät, ist mit Eduardo Noriega zumindest latino-mäßig stark besetzt (während die Zigeunerin an seiner Seite in Gestalt von Myriam Charleins die Langeweile selbst, statt ein rassiger Gegenpol zu Belle ist).
Als Rahmenhandlung des Geschehens hat man sich zwei kleine Kinder ausgedacht, die mit roten Backen zuhören, wenn Mama die Geschichte aus einem großen alten Buch vorliest. Wer die Mama dann ist, kann man sich unschwer vorstellen…
Von filmgeschichtlichem Wert ist die opulente Kitsch-Bombe ja nicht gerade. Aber wer Lust hat, ein bisschen Märchen-Fantasy-Verschnitt ohne Anspruch zu genießen, bekommt hier etwas zu schauen für sein Geld.
Renate Wagner