Ab 1. Mai 2014 in den österreichischen Kinos
BEZIEHUNGSWEISE NEW YORK
Casse-tête chinois / Frankreich / 2013
Drehbuch und Regie: Cédric Klapisch
Mit: Romain Duris, Audrey Tautou, Cécile De France, Kelly Reilly, Sandrine Holt u.a.
Es passiert nicht alle Tage, dass einem Regisseur mit einem Projekt ein Hattrick glückt. Der derzeit 52jährige Franzose Cédric Klapisch hat es geschafft. „L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr“ schickte 2002 den noch jungen Xavier Rousseau (mit dieser Rolle wurde Romain Duris bekannt) als Stipendiaten nach Barcelona. Die Studentenstory, die nicht nur hübsch und locker, sondern auch liebenswert und gescheit war, setzte sich mit „Wiedersehen in St. Petersburg“ 2005 verlustlos fort. Und nun, doch fast neun Jahre später, erzählt der Regisseur die Geschichte von Xavier, der jetzt schon recht erwachsen ist, weiter.
Und weil die beiden ersten Teile „europäisches“ Kino im besten Sinn waren, darf er diesmal nach New York und sich ein bisschen dort umschauen. Umgeben ist er natürlich von einer französischen Familie im engeren und weiteren Sinn – und es ist herrlich, wie Klapisch Erfolgsszenen von früher variiert. Wieder findet sich jemand gerade im Bett mit jemand andern, als sein Partner sich der Tür nähert – und wieder müssen die tollsten Eskapaden angestellt werden, damit niemand seelisch verletzt wird. Diesmal springen zwei nackte Lesben aufs Dach, damit die geliebte Gefährtin der einen nicht erfährt, dass sie so schäbig betrogen wird – wenn es doch eigentlich gar nichts bedeutet!
Xavier ist mittlerweile Schriftsteller, und eigentlich erzählt er seine Geschichte dramaturgisch aufgelockert und prächtig selbstironisch, seinem Verleger per Skype nach Paris. Das heißt, er erzählt natürlich nicht alles, denn manchmal gehen die Turbulenzen – wie in den früheren Filmen – etwas weit. Aber sie stimmen immer in sich.
Xavier, der die Engländerin Wendy geheiratet (echt biestig: Kelly Reilly) und mit ihr zwei Kinder hat, sieht sich vor die Tatsache gestellt, dass sie ihn verlässt und einem reichen Mann nach New York folgt. Will Xavier bei seinen Kindern sein, muss er auch dorthin – schreiben kann man schließlich überall. Unterschlupf findet er bei seiner lesbischen Freundin Isabelle, die eine Bombenrolle für Cécile De France ist: Sie, die sich in anderen Filmen schon als Inbegriff der Weiblichkeit gezeigt hat, spielt hier ein köstlich-energisches Geschöpf mit männlichen Seitensprung-Gelüsten, aber auch dem Wunsch, ihrer Gefährtin Ju (die so gelassene Sandrine Holt) nicht weh zu tun. Ju, die aus China Town stammt, bringt Xavier später in ihrer einstigen Junggesellinnen-Wohnung dort unter – New York schillert in vielen ethnischen Schichten in den Film hinein.
Wenn dann auch noch seine alte Freundin Martine (Audrey Tautou bleibt unverändert bezaubernd, als bedeutete Zeit nichts) mit ihren Kindern auftaucht und Xavier nebenbei noch seinen Samen zur Verfügung gestellt hat, damit Isabelle ein Kind bekommen kann (und er quasi nochmals Vater ist), da wird es eng nicht nur im Appartment, sondern auch im Drehbuch, wo so viele Leute und Pointen unterzubringen sind.
Aber es gelingt – und das fast mühelos. Xavier alias der immer hinreißende Romain Duris könnten zu einem Lebensbegleiter werden. Vielleicht erzählt uns Cédric Klapisch in ein paar Jahren wieder, wie es ihm geht. Ein Wiedersehen würde in diesem Fall schrankenlos erfreuen.
Renate Wagner