Zwei Intermezzi an der Semperoper Dresden: „L’impresario delle Canarie“ von Giovanni Battista Martini und
“Sub-Plot” von Lucia Ronchetti (Vorstellung: 1. 5. 2014)
Norma Nahoun und Julian Arsenault im Intermezzo „Sub-Plot“, der als Traum von Dorina (Christel Loetzsch) ablief (Foto: Matthias Creutziger)
Wie schon in den vergangenen Jahren brachte die Semperoper Dresden wieder zwei Intermezzi (in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln) zur Aufführung: das aus dem Jahr 1744 stammende Intermezzo „L’impresario dell Canarie“ von Giovanni Battista Martini (1706 – 1784) und das im Vorjahr komponierte und nun zur Uraufführung gekommene Intermezzo „Sub-Plot“ von Lucia Ronchetti (geb.1963). Auch den Aufführungstermin – 11 Uhr an einem Sonn- oder Feiertag – behielt man bei.
Die Handlung kurz gefasst: Der Impresario von den Kanarischen Inseln ist zurückgekommen und versucht immer noch, die an Allüren reiche Sängerin Dorina für sein Theater zu engagieren, doch sie ziert sich wie eh und je. Und wie schon seinerzeit geht es dem Impresario um mehr als nur um ihre Gesangskünste! Doch Dorina komplimentiert den windigen Agenten Nibbio hinaus, legt sich auf ein Sofa und schläft ein. 20 Jahre nach Domenico Sarro, dessen Version die Semperoper in der vergangenen Spielzeit darbot, vertonte Martini das heitere kleine Stück von Pietro Metastasio mit vielen Spitzen gegen die damalige Theaterkultur. Als Nibbio zurückkehrt, spielt Dorina ihm eine Szene als Kleopatra in Fesseln vor. Der Impresario ist von ihrer Darbietung begeistert und überreicht ihr einen Blanko-Vertrag, in dem Dorina ihre Gage in aberwitzige Höhen schraubt. Nibbio erwartet nun eine Gegenleistung…
Wie auch im letzten Jahr schrieb die italienische Komponistin Lucia Ronchetti eigens für die Semperoper ein „Intermezzo im Intermezzo“: „Sub-Plot“, mit dem sie auf die traditionelle Form der opera seria Bezug nimmt und das zwischen den beiden Akten des ersten Intermezzos – als Traum der Sängerin – zur Aufführung kam. In dieser Mini-Oper für Sopran, zwei Baritone, Fagott und Kontrabass, die Anklänge auf Hasse und Jommelli aufweist, ringt die verlassene Didone um die Liebe von Enea und setzt sich gegen den um sie werbenden Iarba erfolgreich zur Wehr.
Das in den letzten beiden Jahren erfolgreiche Regie-Team ist gleichgeblieben, auch ist es wieder eine Koproduktion der Semperoper mit dem Opernhaus Halle. Der Countertenor Axel Köhler, der seit dem Jahr 2000 auch als Regisseur erfolgreich ist, inszenierte die beiden Intermezzi wieder sehr komödiantisch. Bühnenbildner Arne Walther baute neuerlich eine Bühne auf der Bühne und die Kostümbildnerin Frauke Schernau sorgte für die farbenfrohen Barockkostüme.
Christel Loetzsch und Matthias Rexroth boten eine exzellente komödiantische Leistung (Foto: Matthias Creutziger)
Die junge Mezzosopranistin Christel Loetzsch – sie stammt aus Annaberg-Buchholz im Erzgebirge – spielte ihre Rolle als Dorina mit köstlichem Humor und stimmlich mit großer Bandbreite. Dass sie mit ihren 28 Jahren bereits in der Arena di Verona und an der San Francisco Opera debütierte, wundert nicht! In der Titelrolle bot der Countertenor Matthias Rexroth als verliebter Impresario Nibbio ebenfalls eine großartige komödiantische Leistung.
Nach dem ersten Teil des Martini-Intermezzos verließ der Dirigent Felice Venanzoni durch eine Spiegeltür die Bühne und kehrte mit einem Doppelgänger wieder zu seinem Orchester zurück. Ein witziger Gag der Regie, der im ersten Moment für Verwirrung sorgte. Der Doppelgänger (gleiche struppige Frisur, gleiche Größe, gleiche Kleidung) entpuppte sich als der slowakische Bariton Pavol Kubán, der im Ronchetti-Intermezzo die Rolle des Enea zu singen hatte. Seinen Widersacher Iarba gab mit kräftiger, ausdrucksstarker Stimme der amerikanische Bariton Julian Arsenault. Die junge französische Sopranistin Norma Nahoun spielte die Rolle der Dorina, die zwischen den beiden Männern steht, mit großer Leidenschaft. Sie bleibt zum Schluss allein zurück und beklagt ihr Schicksal, das einst den Stoff für Legenden und Tragödien liefern soll.
Das zehnköpfige Orchester, das aus Mitgliedern des Händelfestspielorchesters Halle bestand, wurde von Felice Venanzoni sehr einfühlsam dirigiert. Er spielte auch bei einigen Scherzen der Regie und des Ensembles humorvoll mit.
Das Publikum unterhielt sich bei den beiden Intermezzi prächtig und dankte am Schluss allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus.
Udo Pacolt