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WIEN/ Schönbrunner Schlosstheater: DON GIOVANNI – Wien hat einen neuen, idealen Don Giovanni

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Schönbrunner Schloss-Theater: WIEN HAT EINEN NEUEN, IDEALEN DON GIOVANNI (4.Mai 2014)

Wien hat einen neuen  idealen  Don Giovanni. Er heißt Wolfgang Stefan Schwaiger. Wird heuer 23 Jahre alt und kommt aus Tirol. Seit einiger Zeit (mit Conte in Nozze oder Falke) gilt der schlanke, hochgewachsene „Feschak“ als Wiener  Geheimtipp. Nun hat er im Schönbrunner Schloss-Theater in einer Premiere der Musikhochschule (Institut für Gesang und Musiktheater, Leitung Prof.Hanser) seine erste Talente-Bewährungsprobe in einer der anspruchsvollsten Bariton-Partien bestanden. Dieser Don Giovanni hat Persönlichkeit, kann schmeicheln (Laci darem) und auch ordentlich „draufhauen“ (Champagner-Arie oder Finale). Kurzum – wer wissen will, wie die heutige Party-Jugend den Frauenverführer deutet, der sollte sich zumindest für die August-Reprisen rechtzeitig um Karten kümmern. Denn der neue Giovanni ist Mittelpunkt einer insgesamt sehr hochkarätigen Mozart-Produktion. Christoph U.Meier, der deutsche Dirigent mit Bayreuth-Weihen, verlässt schon mit dem ersten Takt das gewohnte Don Giovanni-Zeitmaß. Er schreckt regelrecht auf und hält die ganze Vorstellung ein unglaubliches Grundtempo. Don Giovanni-Musik als neurotische Spiegelung einer narzisstischen Ich-Persönlichkeit. Der Komtur (Hoyong Jung) als fahles  Zerrbild einer tief verwundeten Seele.

Dies wird auch durch eine kluge Regie (Reto Nikler) und Ausstattung (Friedrich Despalmes) erreicht. Die Ouvertüre wird zur Modeschau für Don Giovanni, der immer öfter in historische Kostüme schlüpft. Traum und Drogenrausch – wer kann da die Grenzen finden. Und der Tiroler, der schon als Kind bei den Wiltener Sängerknaben mitwirkte, wirkt nie überfordert, ist im  Parlando geradezu artistisch und in seinen Solo-Arien geradezu spektakuär. Ausgezeichnet auch die Partner. Roman Hoza ist ein gleichwertiger Leporello, der Don Giovanni in jeder Hinsicht bei Donna Elvira vertritt. Seine Register-Arie ist ein Glanzstück der Vorstellung. Großen Erfolg hat auch der heldische baritonale Don Ottavio von Martin Piskorski und der sympathische Massetto  des Florian Köfler. Etwas schwächer die Damen – Raquel Paolo hat als Donna Anna Mühe mit den dramatischen Passagen, Iva Martincevic ist als Elvira insgesamt überzeugend, während die Zerlina von Ana-Marija Birkic  insgesamt zu schwerfällig wirkt. Dem Chor (Leitung Manfred Schiebel) kommt  in dieser Produktion eine Schlüsselposition ein, die voll wahrgenommen wird. Am Ende Jubel und Begeisterung (auch für die Regie). Und die Prominenz im Publikum  sprach ebenfalls für sich. So sah man u.a. Ileana Cotrubas, Ioan Holender, Peter und Ilse Edelmann, Edith Lienbacher, Hubert Deutsch  und jede Menge Agenten und Opernleiter wie z.B. Erich Seitter oder Esther Schollum. Die Mundpropaganda hat  in Wien noch immer funktioniert.

Peter Dusek

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