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BONN: DER TRAUM EIN LEBEN von Walter Braunfels

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Opernrarität in Bonn: „Der Traum ein Leben“ von Walter Braunfels (Vorstellung: 7. 5. 2014)

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Die Inszenierung bot opulente Traumbilder: Rolf Broman als König von Samarkand und auf dem „Hochsitz“ Manuela Uhl als seine Tochter Gülnare (Foto: Barbara Aumüller)

In den letzten Jahren zählt Walter Braunfels (1882 – 1954) zu den geschätzten Opernkomponisten, dessen Werke immer wieder auf den Spielplänen der Opernhäuser zu finden sind. Ich erinnere nur an „Die Vögel“, deren Wiener Volksopern-Produktion mehrere Saisonen gespielt wurde. Nun kam am Opernhaus Bonn sein dramatisches Märchen „Der Traum ein Leben“ nach Franz  Grillparzer heraus, das bisher erst zweimal aufgeführt wurde. Die szenische Uraufführung des Werks, die ursprünglich unter Bruno Walter 1938 in Wien geplant, aber durch den Anschluss Österreichs nicht mehr möglich war – Braunfels wurde durch die Nationalsozialisten jegliche Musikausübung verboten –, fand erst im Jahr 2001 in Regensburg statt!

 Die Handlung in Kurzfassung: Der unruhig aktive Rustan zieht ein tatenreiches Leben dem Müßiggang vor. In seinem kaum zu stillenden Tatendrang nach Größe und Heldentum sucht er, ermutigt und angespornt durch den Sklaven Zanga, den Weg aus dem vermeintlich eintönigen Dasein in der Hütte seines Onkels Massud. Als Rustan mit Zangas Unterstützung den Fürsten von Samarkand aus höchster Gefahr rettet, wird ihm dessen Tochter Gülnare als Gattin und das Königreich als Erbe versprochen. Auf dem Weg zu immer mehr Ruhm und immer größerem Reichtum gerät er aber durch die List Zangas auf die schiefe Bahn. Er wird zum Verbrecher und kehrt ernüchtert und reumütig in sein altes Leben zurück. Das Erwachen aus dem Traum ermöglicht es Rustan, dem fast unausweichlich drohenden Abgrund zu entrinnen.

 Jürgen R. Weber inszenierte die Oper mit Unterstützung des Bühnenbildners Hank Irwin Kittel ausgesprochen märchenhaft – mit opulenten Bildern und phantasievollen Kostümen (Kristopher Kempf), wobei es ein Konglomerat aus verschiedenen Zeiten wurde. Rustan wird mit seinem Bett in eine Traumwelt getragen, in der er seine Heldentaten vollbringen kann. Für die Lichteffekte sorgte Max Karbe, für die Videoprojektionen war Mariana Jocic zuständig.

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Endrik Wottrich als Rustan wird ins Land der Träume gehievt (Foto: Barbara Aumüller)

 Rustan wurde vom Tenor Endrik Wottrich dargestellt, der seinerzeit ein angesehener Wagner-Sänger war. Leider hatte seine Stimme nicht mehr den heldenhaften Glanz früherer Zeiten, der für diese anspruchsvolle Rolle von Vorteil gewesen wäre. Einige Male hatte man das Gefühl, dass er sich bei den Traumsequenzen quälte. Ganz anders hingegen der Bariton Mark Morouse als sein Diener Zanga. Er trumpfte mit seiner vollklingenden Stimme immer wieder auf und konnte auch darstellerisch überzeugen. Mit viel Humor agierte er in der Schlussszene, als er vom reichen Landmann Massud die Freiheit erhält. 

 Ein wenig zurückhaltend spielte der Bassbariton Rolf Broman im Vor- und Nachspiel den Landmann, als König von Samarkand im Traum zeigte er eindeutig mehr Profil! Massuds Tochter Mirza wurde von der Sopranistin Manuela Uhl dargestellt, die im Traum zur Königstochter Gülnare mutierte. Sie glänzte in beiden Rollen sowohl stimmlich durch ihren dramatischen Sopran wie auch schauspielerisch durch ihr subtiles Spiel – besonders am Schluss, als ihr Vater sie Rustan zur Frau gibt.

 Eine komödiantische Leistung bot die Mezzosopranistin Anjara I. Bartz als giftmischende Hexe, die mit tänzerischer Beweglichkeit über die Bühne huschte. Als alter Kaleb setzte der 1941 geborene Tenor Graham Clark im Traum eine Duftnote der besonderen Art. Seine kräftige Stimme überstrahlte die gesamte Szene – und als er kurz vor seinem Tod mit letzter Kraft sein beschuldigendes „Du“ Rustan entgegen schleuderte, lief es einem kalt über den Rücken. Stimmkräftig auch der Chor des Theaters Bonn (Einstudierung: Volkmar Olbrich), der allerdings fast nur kommentierend im Einsatz war.

 Das Beethoven-Orchester Bonn, von Will Humburg sehr behutsam geleitet, brachte die melodisch klingende Partitur des Komponisten, die oft leitmotivischen Charakter hatte und in den Traumsequenzen auch dramatische Momente aufwies, mit allen Nuancen zum Erklingen.

 Das Publikum, das sich in den Pausengesprächen sehr positiv über die „märchenhafte“ Inszenierung äußerte, spendete am Schluss allen Mitwirkenden reichlich Beifall, wobei es – verdientermaßen – Mark Morouse und Manuela Uhl mit Jubel bedachte.

 Udo Pacolt

 

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