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WIEN / Staatsoper: LA TRAVIATA

 

WIEN / Staatsoper: 
LA TRAVIATA von Giuseppe Verdi
26. Aufführung in dieser Inszenierung
16. Mai 2014   

Vier Rollendebuts in dieser „Traviata“, das betraf die beiden Hauptrollen und zwei Ensemblemitglieder. In der Titelrolle einmal eine Griechin (werden diese Damen immer mit dem Hintergedanken beäugt: Ist das vielleicht die neue Callas?). Myrtò Papatanasiu bringt einiges Äußere für die Violetta mit – eine ungemein filigrane Erscheinung, Reiz und Rassigkeit unter dem schwarzen Haar, und eine höchst intensive Darstellung, von Anfang an mit vollem Elan im  Geschehen. Besonders bewundernswert, wie sie in dieser Zumutung einer Inszenierung die Sterbeszene gestaltet, auf leerer Bühne, mit Abschminkcreme im Gesicht – und dennoch gelang ihr die Verzweiflung, das Aufbegehren und Zusammenbrechen bewundernswert. Nicht ganz so überzeugend der gesangliche Teil – eine nicht große, so gut wie immer flackernde Stimme mit Höhenschärfe und wiederholt Mangel an Exaktheit (haarscharf am richtigen Ton vorbei, ist auch falsch – das bezieht sich nicht nur auf das hohe E, das sie riskierte und verfehlte). Am besten gelangen ihr noch die Piano-Passagen.

Piero Pretti, der kürzlich als einspringender Rigoletto-Herzog so sehr überzeugte, gelang der Alfredo weit weniger gut. Das lag nicht nur daran, dass er von der leicht bulligen Erscheinung her nicht unbedingt der Liebhaber war, der zu dieser Hepburn-gleichen Violetta passte, sondern auch an seinem diesmal zu grobschlächtigen, zu forcierten Gesang. Der Alfredo erfordert da mehr Eleganz. Immerhin, es gab wieder eine Menge bemerkenswerter Spitzentöne – ein Tenor, der in Höhe wirklich strahlt.

Giovanni Meoni ließ als Vater Germont einen angenehmen, stellenweise schönen Bariton fließen, der nie den Eindruck erweckte, er würde sich bei der Rolle anstrengen. Allerdings zeigte er, was man früher unter einem italienischen Steh-Bariton verstand – dieser Père Noble lieferte wirklich nur seinen Gesangspart ab, dass man da eine interessante Figur spielen kann, fiel ihm offenbar nicht ein. (Und das lag nicht nur an der Inszenierung, das wäre durchaus auch als Eigeninitiative einzubringen…).

Neu die Annina der Aura Twarowska, deren Höhe schon ziemlich brüchig ist (und die am Ende, noch vor Violettas Tod, ihrerseits effektvoll zusammenbricht). Die Flora Bervoix ist eine Rolle, die von Sopranen ebenso gesungen wird wie von Mezzos – für Zoryana Kushpler liegen die höheren Register jedenfalls zu hoch (zumindest hört es sich so an). Gabriel Bermúdez (Baron Douphol) und Il Hong (Marquis von Obigny) blieben am Rande, der neue Doktor Grenvil fiel wieder durch die schöne Stimme des Jongmin Park auf, und was Jinxu Xiahou (Gaston) betrifft, so hat die Wiener Staatsoper gerade heute bekannt gegeben, dass er im Dezember statt Juan Diego Flórez den Ramiro in „La Cenerentola“ singen wird… Es gibt derzeit ein paar chinesische Tenöre, die international Furore machen, die wären vielleicht zum Einspringen (noch dazu auf gar nicht „short notice“) bereit gewesen? Doch die Wiener Staatsoper ersetzt einen Star durch ein Ensemblemitglied, das bisher nur in Nebenrollen zu hören war. Dominique Meyer verdient sich den Beinamen „Der Nachwuchspfleger“ jeden Tag mehr.

Die von Louis Langrée seriös und nicht unsensibel zusammen gehaltene Vorstellung fand schon während des Abends ein besonders applausfreudiges Publikum.

Renate Wagner

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