WIENER STAATSOPER: 17.5. 2014– „NORMA“ – Die spinnen, die Römer
Dan Paul Dumitrescu. Foto: Wiener Staatsoper Pöhn
Da weiß Herr Massimo Giordano seit Jahren, dass er diese Vorstellungsserie singen wird und hat ihn angeblich auch bereits mit Frau Gruberova gesungen – und dann klebt er auch in der dritten Vorstellung der Serie genauso im Klavierauszug wie bei der ersten. Dabei bewahrt ihn das nicht einmal vor Texthängern und die Noten, die er teilweise in der Mittellage produziert, stehen so sicher nicht im Auszug. Mit einigen schmalzigen Höhen, einigen veristischen Schluchzern und gutem Aussehen allein ist ein Pollione nicht getan.
Aber die Norma ist ohnedies eine Frauenoper und die beiden Damen entschädigen sehr wohl für den tenoralen Schwachpunkt. Maria Pia Piscitelli mit dunkel timbrierten Sopran gibt der Partie die notwendige Dramatik und hat auch mit den tiefliegenden Teilen der Partie (In mio man alfin tu sei) keinerlei Schwierigkeiten. Ihre Nebenbuhlerin Adalgisa ist bei Nadia Krasteva bestens aufgehoben und die Duette der beiden zählen zu den Höhepunkten der Aufführung. (Die beiden singen selbstverständlich ohne Noten, wodurch sie auch in der Lage sind, ein wenig Aktion einzubringen. Übrigens hat auch Simina Ivan seit der ersten Aufführung den zweiten Akt auswendig gelernt.) Mit sonorer Stimme gibt Dan Paul Dumitrescu den Orovese und man fragt sich, warum er so selten für größere Basspartien eingesetzt wird. Als Flavio ergänzt Carlos Osuna schönstimmig in der kleinen Partie, die für manche Tenöre zu einem Sprungbrett wurde.
In hervorragender Form wieder der von Thomas Lang einstudierte Chor und Andriy Yurkevych sorgte für eine schwungvolle Wiedergabe. (Was war das merkwürdige Geräusch aus dem Orchester mitten in Casta diva ?)
Wolfgang Habermann