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WIEN/Staatsoper SIEGFRIED mit Nina Stemme als Brünnhilde 5.Juni 2014

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WIEN/Staatsoper
SIEGFRIED 5.6.2014
 

Herwig Pecoraro und Stephen Gould (Foto M.Pöhn)

Herwig Pecoraro und Stephen Gould (Foto M.Pöhn)

 Die 16. Aufführung des „Siegfried“ in der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf hat wieder einmal gezeigt, weshalb eineLive-Aufführung wesentlich spannender sein kann als eine noch so perfekte Studioaufnahme: während der erste Aufzug gute bis sehr gute Leistungen zeigte, Beckmessereien aber durchaus Platz ließ, so fand im zweiten Aufzug im Zuge des Siegfried-Monologs eine Steigerung statt, die ein echtes Musikerlebnis erlaubte. So schön kann Oper sein!
Stephen Gould, seit der Premiere im April 2008 stets der Siegfried in Wien, hatte im ersten Aufzug neben allem Wohlklang doch erkennen lassen, welch mörderische Partie der junge Siegfried ist: mehrfach hatte er mit rauen oder heiseren Tönen zu kämpfen, so geschickt er dies auch zu kaschieren wusste. Im zweiten Aufzug aber blühte mit der Waldvogelszene auf einmal nicht nur das Orchester, sondern auch Goulds Stimme auf – wunderbar hier auch Jeffrey Tate, der kammermusikalisch die einzelnen Instrumente (Celli, Blechbläser,…!) aufblitzen ließ und Gould trug, dass es eine Freude war. Plötzlich war jegliche Anstrengung verschwunden, Gould erzielte zu Recht auch Lacher für seine Versuche, den Waldvogel mittels Pfeife anzulocken, wirkte danach entscheidend gelöster, sicherer und sang scheinbar mühelos. Einer der Höhepunkte war dann auch der Kampf mit Fafner, für den Ain Anger zu Recht großen Applaus erntete. Stimmlich wie darstellerisch war er absolut überzeugend, sein dunkler Bass kontrastierte und harmonierte zugleich mit Goulds strahlendem Tenor: vielleicht der beste Fafner von Anger, den ich bisher gehört habe.
Auch Tomasz Koniecznys Wanderer steigerte sich im Laufe des Abends, der dritte Aufzug war sein bester; in der Szene mit Gould gelang es ihm, dessen Höhen zuvor öfter fahl gewesen waren, Siegfried sehr höhensicher und ausdrucksstark entgegenzutreten. Darstellerisch durchaus packend, hatte er zu Recht viel mehr Applaus als für den Rheingold-Wotan; er bedankte sich mit Handshake beim Souffleur für dezente Hilfe.
Von Anfang an präsent war Herwig Pecoraros Mime. Eine kraftvolle, höhensichere und dabei wohlklingende Charakterstimme, dazu war Pecoraro auch darstellerisch hervorragend: ein stets unterdrückter und verachteter Charakter, der nun nur mehr für den Moment brennt, in dem er es allen zeigen kann.
Kurz diesmal der Auftritt von Jochen Schmeckenbecher als Alberich. Er konnte nahtlos an seine Leistung im Rheingold anschließen; eine wunderbar timbrierte, kultivierte Stimme, höhensicher und kraftvoll. Eigenartig „klangverkehrt“ die Wanderer-Szene, da Schmeckenbechers nobles Timbre mehr nach einem „Lichtalben“ klang, als jenes von Koniecny.
Siegfried ist eine Männeroper, die Auftritte der wenigen Damen sind im Vergleich sehr kurz: Das Waldvöglein sang Iride Martinez, eine eher dramatische Stimme. Packend der Auftritt von Janina Baechle als Erda, in Intensität und Bühnenpräsenz fesselnd, auch wenn die Stimme manchmal scharf klang.  
 
Und dann der Auftritt von Nina Stemme, eine der schönsten Wagnersoprane und ein großer Publikumsliebling. Die Brünnhilde in der Walküre am 31. Mai hatte sie kurzfristig abgesagt, eine leichte Indisposition war im „Heil dir, Sonne“ noch hörbar, und sie blieb vorsichtig, aber mit ihrer jubelnden Stimme und einem mitreißenden Gould (und dem Staatsopernorchester!) gelang ein wirklich packendes Finale.
Großer Applaus und Vorfreude auf Sonntag!
 
 
Susanne Kosesnik-Wehrle

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