WIENER VOLKSOPER: FEUERSNOT- Konzertante Premiere am 14.6.2014
Ein würdiges „Geburtstagsständchen“
Dietrich Henschel, Kristiana Kaiser. Foto: Barbara Palffy
Im Gegensatz zur Wiener Staatsoper, die den 150. Geburtstag von Richard Strauss mit einer Repertoir – Ariadne beging, hat sich die Volksoper drei Tage später etwas Besonderes vorgenommen: Das selten gespielte „Singgedicht“ nach Texten von Ernst von Wolzogen – die zweite Oper von Richard Strauss. Das Werk stellt eine Abrechnung mit der Münchner Kleinbürgerlichkeit dar, ist in einer Kunst-Mundart mit feinen Wortspielen verfasst und lässt musikalisch die Emanzipation vom übermächtigen Vorbild Richard Wagner erkennen. Vielfach ist schon der spätere Strauss – besonders im Stil des Rosenkavaliers zu hören. Die „Feuer-Wiederbeschaffungsmusik“ lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und zeigt den Weg zu den imposanten Opernfinali, mit denen uns Strauss in der Folge ja noch mehrmals beglückte.
Das Volksopernorchester bewies unter der Leitung des Hausdebutanten Hans Graf eindrucksvolle Strauss – Kompetenz und war sowohl bei der Sängerbegleitung als auch in den sinfonischen Sequenzen makellos. Den tollsten Eindruck hinterließ aber an diesem Abend der Chor – und da besonders der Kinder- und Jugendchor der Volksoper. Die Mädchen und Burschen ließen durch ihr leidenschaftliches, professionelles Agieren ( im Gegensatz zu den Erwachsenen auswendig – ein junges Gehirn lernt scheinbar leichter) vergessen, dass wir „nur“ eine konzertante Aufführung erlebten. Für die Choreinstudierrung gebührt Holger Kristen und Lucio Golino besondere Anerkennung.
Diemut, die Bürgermeisterstochter wurde von Kristiane Kaiser temperamentvoll dargestellt und mit klarem, nie überfordertem Sopran überzeugend und schönstimmig gesungen.
Dietrich Henschel konnte als Kunrad bei seinem Hausdebut nicht ganz mithalten. Sein Bariton bewältigt zwar die Rolle zufriedenstellend, die Stimme strömt aber oftmals nicht frei und klingt dann etwas fahl.
Für die Qualität der kleineren Rollen aus dem Ensemble muss man der Volksoper höchste Anerkennung zollen – alle waren gut bis luxuriös besetzt.
Roman Sadnik sang einen dominanten Burgvogt, Andreas Daum war ein sehr authentischer Bürgermeister, die drei Gespielinnen wurden von Elvira Soukop, Birgid Steinberger und der eindrucksvollen Altistin Martina Mikelic gut gespielt und gesungen. Die Handwerker und ihre Frauen – Stefan Cerny, Alexander Trauner, Yasushi Hirano, Günter Haumer, Alexander Pinderak, Karl Michael Ebner sowie Alexandra Kloose, Caroline Melzer und das Mädchen Venessa Zips aus dem Jugendchor sorgten für temperamentvolles Treiben auf der Bühne – Kompliment, es gab keinen Schwachpunkt.
Mit diesem volkstümlichen Werk hat die Volksoper in ihrem eigentlichen Kernbereich einen schönen Erfolg gelandet und bewiesen, dass konzertante Aufführungen – wenn sie gekonnt und mit Leidenschaft gemacht werden – nicht langweilig sind und durchaus eine Existenzberechtigung haben.
Maria und Johann Jahnas