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GUT IMMLING/ Opernfestival: OTELLO – Premiere

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Premiere Otello,  Opernfestival Gut Immling,  21. Juni 2014

 Schon zum 18. Mal findet unweit des Chiemsees auf einem sanften Hügel in traumhafter Landschaft gelegen das von Bariton  Ludwig Baumann gegründete und geleitete Opernfestival statt.

Unbenannt
Efe Kislali, Deniz Yetim. Foto: Festival Gut Immling/ Nicole Richter

Die Eröffnungspremiere war diesmal, schon jetzt sei es verraten, eine vorzügliche Otello-Aufführung.

Der musikalischen Leiterin und Dirigentin des Abends Cornelia von Kerssenbrock und der Regisseurin der Produktion Magdalena Fuchsberger stand ein beeindruckendes Solistenensemble zur Verfügung.

Der türkische Tenor Efe Kislali  sang  mit seiner dunkel gefärbten, edel timbrierten, raumgreifenden Prachtstimme die Partie des Otello mit bewundernswerter Leichtigkeit.

Deniz Yetim, ebenfalls aus der Türkei, gab ihr deutsches Debüt als Desdemona und man wünscht sich,  diese herrliche Sopranistin bald wieder zu hören. Es fehlen einem einfach die Worte, um  ihre große, klangvolle, leuchtende Stimme zu beschreiben. Der Waliser Rhys Jenkins gab seinen ersten Jago, und es ist ganz klar, dass er diese Partie, die ihm sehr gut liegt,  noch sehr oft singen wird.

Auch die anderen Sänger, Jacek Janiszewski als Ludovico, Marius Zaharia als Rodrigo, Montano  Irakli Gorgoshidze; Joska Lehtinen /Cassio und Herold Bogdan Ilisie trugen das ihre zum Erfolg bei. Antonela Barnat überzeugte ganz besonders in der kleinen Partie der Emilia.

 Aber ohne die Münchner Symphoniker und den Festivalchor, der sich vor allem aus Musikbegeisterten der näheren und weiteren Umgebung zusammensetzt, wäre eine Produktion auf diesem hohen Niveau kaum möglich gewesen.

 In seiner Eröffnungsansprache wies Ludwig Baumann darauf hin, dass man auf Gut Immling einen Otello sehen würde, den man woanders wohl kaum erleben könnte. Und so war es.

Bühnenbildner Claus Hipp (auch bekannt durch das gleichnamige Babynahrungsunternehmen) gestaltete das Bühnenbild mit einfachsten Mitteln. So stellte eine große schwarze Plastikplane das Meer dar, in dem die Zyprioten ums Überleben kämpfen. Mit Stoff bespannte Podeste und einfache Sessel gestalten in unterschiedlicher Position alles andere, und das, zusammen mit der Beleuchtung,  auf sehr gelungene Weise.

Regisseurin Magdalena Fuchsberger eröffnete dem Publikum einen ganz neuen Blickwinkel auf das Stück. Desdemona ist die dominante Figur und Otello  schwach und unentschlossen. Schon bei seinem ersten Auftritt muss sie ihn dazu ermutigen, mit dem Esultate das Volk zu begrüßen, und man hat den Eindruck, er sei nicht ganz überzeugt, ob er die türkische Streitmacht versenkte oder ob es nicht doch eher der Sturm war. So lässt sich dieser Otello dann auch von einem eher abstoßenden Jago, der sich andauernd, wahrscheinlich aufgrund eines Hautausschlages kratzt, in sein Unglück reißen.

In der Schluss-Szene kommt Desdemona nicht zu Tode und als Otello sich selbst den Dolch hineinstoßen will, schlägt sie ihm die Waffe aus der Hand.

Bei dieser interessanten Regiearbeit, man muss auf jeden Fall die gelungene Personenführung hervorheben, ergeben sich natürlich zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten.

Und so konnte man dann auch nach der stürmisch gefeierten Premiere zahlreiche lebhafte Diskussionen über diese Sichtweise des Werkes hören.

Zum Schluss kann man nur empfehlen:  Kommen sie auf Gut Immling, schauen sie sich das an. Und sollten sie noch Karten bekommen, lassen sie sich diesen Otello nicht entgehen.

 Christoph Karner

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