Bayerische Staatsoper / Münchner Opernfestspiele
„LA TRAVIATA“ – Münchner Debut von Diana Damrau als Violetta / 04.07.
Die Vorstellungen von „La Traviata“ in den diesjährigen Münchner Opernfestspielen sind seit langem ausverkauft, was sicher zu einem Großteil am Münchner Debut von Diana Damrau als Violetta liegt. Als Alfredo war Joseph Calleja geplant, ebenfalls eine großartige Besetzung. Leider musste Calleja jedoch am Tag der Aufführung kurzfristig wegen Erkrankung absagen. Dankenswerter Weise erklärte sich Artuo Chacón-Cruz bereit, seine Vorstellungsserie von „La Traviata“ am Theater an der Wien für einen Kurztrip nach München zu unterbrechen, so dass die mit Spannung erwartete Vorstellung überhaupt stattfinden konnte. Gott sei Dank! – Denn sonst wären die Festspiele um einen umjubelten Opernabend ärmer gewesen. Diana Damraus Debut als Violetta war –zumindest musikalisch – ein voller Erfolg. Sie bewältigte die anspruchsvolle Partie souverän und zeigte, dass ihre Stimme nicht nur für die virtuosen Koloraturen des ersten Akts wie geschaffen ist, sondern auch die Zartheit für die lyrischen Passagen des zweiten Akts und das nötige Volumen für den dramatischen dritten Akt hat. Dazu bot Diana Damrau auch eine nuancierte musikalische Gestaltung, der allerdings etwas die Gefahr der Überinterpretation innewohnte, so dass manche Emotion ein wenig zu stark betont wurde. Diese Tendenz setzte sich auch in der schauspielerischen Darstellung fort, so dass manche Geste zu theatralisch geriet, und deutlich wurde, dass Diana Damrau sich die Rolle darstellerisch noch nicht ganz zu eigen gemacht hat. Arturo Chacón-Cruz, der erst am Tag der Vorstellung um 16.30 Uhr in München angekommen war, brauchte verständlicher Weise einige Zeit, um in seine Rolle hinein zu kommen. In den ersten beiden Akten klang die Stimme noch ein wenig eng und gepresst, im dritten Akt konnte er dann sein Können voll entfalten. Das sehr metallische Timbre seiner durchsetzungsfähigen Stimme ist vielleicht nicht jedermanns Sache, dennoch war es unter den gegebenen Umständen eine sehr beachtenswerte Leistung und das Publikum belohnte ihn mit dankbarem Applaus. Simon Keenlyside sang den Giorgio Germont elegant und kraftvoll. Er zeigte Alfredos Vater als traditionsbewussten, autoritären Mann, dem die Aufrechterhaltung des äußern Scheins wichtiger ist als alles andere. Ein solcher Mann hat kein wirkliches Verständnis für das Opfer Violettas und für die Leiden seines Sohnes. Eine durchaus mögliche, wenn auch sehr einseitige Darstellung. Paolo Carignani dirigierte präzises und tansparent, so dass das Bayerische Staatsorchester Verdis wunderbare Musik mit dem nötigen Schmelz, aber ohne übertriebene Sentimentalität spielte. Am Ende zu Recht großer Jubel für Diana Damrau und die übrigen Solisten.
Gisela Schmöger
Foto – facebook Diana Damrau