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BADEN-BADEN: KONZERT DANIIL TRIFONOV + VALERY GERGIEV

Baden-Baden: „DANIIL TRIFONOV + VALERY GERGIEV  06.07. 2014

 Nach drei kräftezehrenden Verdi-Interpretationen präsentierte sich das Orchester des Mariinsky-Theaters während seines Gesamt-Gastspiels im Festspielhaus am vierten, abschließenden Abend, in bemerkenswerter Frische und konzentrierter Musizierfreude.

 Im Mittelpunkt des grandiosen Konzerts stand das „Klavierkonzert Nr. 3“ von Sergej Prokofjew mit dem 23jährigen Pianisten Daniil Trifonov. Wie bereits in früheren Begegnungen mit dem jungen Talent zu erleben, war es wiederum frappierend, mit welch klanglich-kühner Vitalität, virtuoser Fingerfertigkeit Trifonov den technischen Finessen dieser anspruchsvollen Komposition begegnet. In farbenreichen Impressionen variiert der junge, begabte Solist die Marschrhythmik des Andante, er zelebriert und veredelt die Musik, sein Spiel lebt entscheidend von der Kunst des Schattierens während des emotionellen Andantino.

In atemberaubender  Überlegenheit steuert Trifonov in rasanten Kaskaden dem brillant interpretierten, finalen Allegro ma non troppo entgegen und schenkte dem leider viel zu kurzen Werk, eine adäquate, penible Virtuosität. Bravostürme und Wogen der Begeisterung schlugen dem Pianisten entgegen, welche er dankbar mit zwei grandios vorgetragenen

Zugaben honorierte. Valery Gergiev begleitete  mit dem hervorragend disponierten Klangkörper in expansiver, präziser Orchestrierung.

 

Als Einleitung des kontrastreichen Konzerts erklang das „Capriccio Italien“ (Peter Iljitsch Tschaikowsky), jenen musikalischen Impressionen entstanden während des Aufenthalts des Komponisten 1879 in diesen sonnigen Regionen. Ein Jahr später erfolgte die UA des Werkes in Moskau. Valery Gergiev ließ das Instrumentarium im Melodienreichtum dieser kurzen Komposition schwelgen und demonstrierte höchst achtbar die brillante Präsenz seines Orchesters und versöhnte mich regelrecht mit den widrigen „Wahrnehmungen“ des Vorabends – die Welt geriet wieder in ihre musikalische Fugen.

 

Den offiziellen Abschluss bildete die „Symphonie Nr. 5“ des russischen Meisters in einer regelrecht authentischen Wiedergabe. Das Heroische, das im Finale dieses prächtigen Werkes mit Tiefgang so unvermittelt hervorbrechen soll, ist bei Valery Gergiev schon in den ersten Takten des Andante angelegt. Der Dirigent neigte auch bei den Piani des Andante cantabile zu sonorer, klarer Klanggebung und dynamischer Dramaturgie, welche unaufhaltsam voran strebt, sich kaum mit kleinen Details aufhält. Bezaubernde Beschwingtheit schenkte Gergiev dem Valse – Allegro moderato mit den samtweichen, prächtig aufspielenden Streicherformationen. Strahlkräftig agiert das Blech, fast metallisch klingen die Flöten mit ihren hektischen Einwürfen. Ungemein dicht fasst der Orchester-Magier die Steigerungen

des finalen Andante maestoso, greift zu scharfen Umbrüchen mit rasanten Tempi. Das Orchester folgt in straffer Prägnanz, höchste Brillanz vernimmt man in allen Bereichen des Gesamtapparates, den herrlich strömenden Violinen und satt warm-tönenden Celli, in atemberaubender Präsenz schmettern in Vollendung die Blechsegmente. Das hatte Saft und Kraft, eine überwältigende Dynamik.

Mit Bravostürmen bedankte des enthusiastische Publikum und wurde noch mit dem elegisch musizierten „Lohengrin-Vorspiel“ (Richard Wagner) verwöhnt.

Gerhard Hoffmann

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