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SALZBURG/Felsenreitschule: GAWAIN

Salzburg/Felsenreitschule: GAWAIN von Harisson Birtwistle am  8.8.2013

(Heinrich Schramm-Schiessl)

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Foto: Barbara Gindl/Festspiele

 Wiewohl den Salzburger Festspielen immer unterstellt wird, sie seien ein „kulinarisches“ Festival, so hat die zeitgenössische Oper dort ihren festen Platz – zumindest seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Es begann im Jahr 1949 mit der Uraufführung von Gottfried von Einems „Dantons Tod“ und ab dann gab es bis in die 60er Jahre fast regelmäßig Uraufführungen – der 17.8. war hier das „magische Datum“. Auch später standen – zwar in größeren Abständen – immer wieder Uraufführungen oder zumindest zeitgenössische Werke – wobei ich hier nicht nur die „Klassiker“ „Wozzeck“ und „Lulu“ meine – auf dem Spielplan. Auch für heuer war eigentlich eine Uraufführung geplant, aber das in Auftrag gegebene Werk wurde nicht rechtzeitig fertig, und so griff man auf Harisson Birtwistles 1991 uraufgeführte Oper „Gawain“ zurück.

 Das Werk behandelt ein Thema aus der Artus-Sage („Sir Gawain and the Green Knight“), wobei es eigentlich die Reise des Helden in sein eigenes Bewusstsein ist, aus dem er geläutert hervorgeht. Ein Parsifal-ähnliches Schicksals, wenn man so will. Der Grund, warum die Rezeptionsgeschichte des Werkes bisher nicht besonders attraktiv ist, dürfte in der Musik liegen. Ein riesiger Ochesterapparat, verstärkt durch eine eigene Schlagzeuggruppe und eine Gruppe von Sonderinstrumenten sorgt für einen permanenten Klangrausch, der aber selten verinnerlicht wird oder Gefühle anregt. Auf längere lyrische Passagen wartet man vergeblich. Die Rollen der Sänger sind der bei Werken dieser Art übliche Sprechgesang mit zum Teil ungemein schwierigen „Verzierungen“.

 Die Aufführung selbst leidet – trotz einer großartigen musikalischen Interpretastion – unter der Inszenierung von Alvis Hermanis, der auch sein eigener Bühnenbildner ist. Anstatt auf eine abstrakte Darstellung, für die sich die Felsenreitschule wunderbar eignen würde, zu setzen, pfropft er dem Ganzen eine Zusatzhandlung mit allen möglichen Anspielungen (Holocaust, Naturkathastrophen u.ä.) auf, unterstützt durch zahlreiche Aktionen, deren Sinn unverständlich bleibt (Bewegungschor – im 2. Teil zum größten Teil unter Decken, Aufstellen von einer Reihe Rodeln, u.a.). Analog zur Musik ist nie Ruhe auf der Bühne, was aber gerade ein wichtiger Kontrapunkt gewesen wäre. Dazu ein nicht nachvollziehbares Bühnenbild (eine schäbige Hinterhofautowerkstätte mit – im 1. Teil – angeschlossener Sarg-Tischlerei) das praktisch die gesamte Naturkulisse der Felsenreitschule verstellt, Die Steinlogen haben bis auf einige Projektionen überhaupt keine Funktion. Ich ärgere mich ja schon seit Jahren, daß die Regisseure nichts mit dieser wunderbaren Bühne anzufangen wissen.

 Musikalisch war die Aufführung – wie bereits erwähnt – großartig. Alllen voran sei das RSO-Wien genannt, daß einmal mehr seine Kompetenz als Orchester für zeitgenössische Werke unter Beweis stellte. Wieder ein Argument dafür, daß es eine Auflösung dieses Klangkörpers, wie er ja immer wieder im Raum steht, eine Kulturschande wäre. Am Pult stand Ingo Metzmacher, heute sicher der Dirigent für Werke dieser Art. Er hatte den riesigen Apparat wunderbar im Griff und verrsuchte auch, was angesichts der Partitur sicher schwierig war, zu differenzieren und den Sängern jede Hilfestelllung zu geben. Von den Sängern sei vor allen Dingen Laura Aikin (Morgan le Fay) genannt, die diese ungemein schwieruge Rolle nahezu mühelos über die Rampe brachte. John Tomlinson war ein sehr intensiver Grüner Ritter/Bertilak de Hautdesert und Christopher Maltman ein präsenter, stimmschöner Gawain, Ebenfalls noch zu erwähnen Jeffrey Lloyd-Roberts als König Arthur – wie es für eine zeitaktuelle Inszenierung gehört natürlich im Rollstuhl. Allen übrigen Mitwirkenden gebührt ein Pauschallob.

 Am Ende gab es viel Jubel für alle Mitwirkenden.

 

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