Ab 22. August 2014 in den österreichischen Kinos
STORM HUNTERS
Into the Storm / USA / 2014
Regie: Steven Quale
Mit: Richard Armitage, Sarah Wayne Callies u.a.
Das Genre des Katastrophenfilms hat – ebenso wie jenes des Horrorfilms – eine tiefliegende, vermutlich aus der Kindheit stammendes Grundlage. Es ist „schön“, sich zu fürchten, wenn es nicht „wahr“ ist: Bücher und Filme eignen sich für diese Ersatzgefühle ganz besonders. Bequem im Kinofauteuil sitzen und zusehen, wie Stürme heranbrausen, wie Menschen rennen, retten, flüchten, wie sie davonkommen oder auf grausigste Art erwischt werden und schreckliche Tode sterben… Man müsste ganz tief nachdenken, was da dahinter steckt. Jedenfalls sind die Katastrophenfilme – ob Erdbeben, Fluten, Feuersbrünste oder wie diesmal wieder einmal Stürme – ein fester Bestandteil der Filmwelt.
Allerdings haben sich im Laufe des Genres schon zahlreiche Klischees in diese Geschichten geschlichen, die einen frischen Blick schwierig machen, und dieser Film von Steven Quale ist besonders ideenlos, wenn es um die klassische, „spannende“ Handlung geht. Wenn der gewaltige Tornado ausbricht, muss es da natürlich einen von seinem Sohn entfremdeten Vater geben, der den Sprössling gegen alle Widerstände in der Katastrophe sucht und findet…
Andererseits zerbrechen sich amerikanische Filme (demnächst auch auf anderer Ebene „Sex Tape“) zunehmend den Kopf über eine Welt, in der ununterbrochen Kameras und Handys laufen – und die Realität scheinbar nur dazu da ist, um irgendwie im Bild festgehalten zu werden.
Das wird hier an zwei Erzählsträngen abgehandelt: Hier die Jungs in der High School, die für sich selbst, für die Zukunft in 25 Jahren, die Gegenwart festhalten, sich fragen, wo sie dann wohl sein werden und worauf sie zurückblicken – eine „Zeitkapsel“ also. Die Weisheit, die man durch die Katastrophe mitbekommt: Schau nicht zu sehr in die Zukunft, wer weiß, ob Du sie erlebst, die Gegenwart kann tödlich sein… (Immerhin hilft dann doch das Orten des Handys, Vermisste zu finden.)
Ein anderes Hauptelement der Handlung bezieht sich auf eine Fernsehcrew, die auf der Suche nach Katastrophen ist – das, wovor die anderen sich fürchten und davonlaufen, suchen die „Storm Hunters“ aus pekuniären Interessen, um die Sensationslust eines Fernsehpublikums zu bedienen. Die Fragwürdigkeit dieser Haltung wird zwar angedeutet, aber nicht wirklich durchgedacht und ausgespielt.
Was an dem Film auch auffällt, ist die B- bis C-Besetzung, Schauspieler, die die Amerikaner vielleicht aus Serien kennen, die uns aber weitgehend unbekannt sind – und sich leider als gänzlich uninteressant erweisen. Und dass man bei Katastrophen mitbangt, bedingt ja doch, dass man an den Menschen auf der Leinwand Interesse nimmt. Hier ist konturloser amerikanischer Durchschnitt zu sehen, dem man keinen zweiten Blick schenkt, wenn sie Sturm suchen und finden – und dann ins Menschliche kippen und auf Rettungsaktion gehen.
Was bleibt?
Das, was die Trickkiste des Kinos kann, um die Tornados, die in der Realität so unendlich viel Schaden anrichten, zu einem g’schmackigen Leinwand-Event zu machen. Da winden sich die Stürme (wie einst die riesigen Sandwürmer in „Dune“) in den Himmel und „tanzen“ schlangenartig als tödliche Säulen, da stürzen sie über Häuser, Straßenzeilen, Natur und Menschen und lassen eine Spur beispielloser Verwüstung hinter sich.
Da duckt man sich ganz tief in seinen Kinosessel und ist froh, dass es „nicht echt“ ist. Die echten Katastrophen sieht man dann ohnedies im Fernsehen – möglicherweise mit noch weniger Anteilnahme als den Film. Denn „echt“ ist ja nie so spektakulär wie „gemacht“…
Renate Wagner