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TOBLACH/ Südtirol: 2 KONZERTE BEI DEN FESTSPIELEN TOBLACH

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2 Konzerte bei den Südtiroler Festspielen Toblach 7./8.9. 2014

 Bei den 5. Südtiroler Festspielen, die unter dem Motto ‘Musik vereint’ etwas eurozentrisch Komponisten auch mit dem Schwerpunkt 1. Weltkrieg programmieren, sind hochkarätige Ensembles, Solisten und Dirigenten aufgeboten.

Aber auch die ‘einheimischen’ Kräfte kamen zum Zug, so beim Matinee-Konzert am Sonntag das renommierte Orchester Bozen und Trient, das unter seinem jungen Leiter Clemens Schuldt die Symphonie Nr.25 g-Moll, die kleine g-Moll von Mozart und die Paukenmesse von Haydn spielte. Die kleine g-moll, die eine Vielfalt an interessanten Motiven aufbietet, vom jungen Mozart meisterlich verarbeitet, kann in der Lesart der Bozener und ihres Dirigenten überzeugen. Zwar kommt hier noch nicht so stark das Elegische wie bei ihrer großen Schwester zum Tragen, doch erbringt die liebevoll bis ins Detail ausdrucksreich zu Gehör gebrachte Wiedergabe diesen leicht dunkel umflorten Mozart zu bester Geltung.  Die ‘Missa in tempore belli’ fällt in die Haydn-Kategorie des Überraschenden, des mit unerwarteten, auch lauten musikalischen Wendungen den  Zuhörer Aufrüttelnden. In ihrem Duktus sonst eher getragen, werden die Konturen der einzelnen Meßsätze vom Dirigenten sinnfällig herausgearbeitet und vom Orchester entsprechend inbrünstig gespielt. Den Sopran übernimmt die für Katja Stuber einspringende Johanna Winkel, die mit obertonreichem Flair die Ensembles anführen kann. Den Alt singt Christina Daletska, die Männerstimmen sind Marcus Ullman (Ten.) und Thomas Tatzl, Baß.

 In einem weiteren Konzert tritt das Orchester Maggio Musicale Fiorentino unter seinem ständigen Dirigenten Zubin Mehta auf. Der MMF ist eine große Nummer, ist es doch nach den Salzburger Festspielen das älteste europäische Festival und hat nach dem Tod von Lorin Maazel wohl den Doyen unter den großen lebenden Dirigenten an seinem Pult. Zu beginn erklingt eine absolut elektrisierende Sinfonia ‘Forza del Destino’ von G.Verdi, eine der wenigen Verdischen Sinfonie-Ouvertüren, die der Maestro für sich gelten ließ (sonst geht es ja bei ihm oft in medias res). Sie wurde im großbesetzten Orchester im eher kleinen Mahler Saal des Kulturzentrum Toblach in brillanter Themenführung wiedergegeben. Desweiteren stand die 6.Symphonie “Pathetique” von Tschaikowsky am Programm, eigentlich ein Selbstläufer, aber mit Tücken. Der auswendig dirigierende Mehta ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er den solistischen Orchesterspielern interpretative Freiheiten zukommen lassen wollte, was vielfach besonders von der klangsamtenen Klarinette genutzt wurde. Weiters wurde in Mehtas Klangregie die ‘verdrehte’ Struktur Adagio, Allegro, Allegro, Adagio, ein ‘Vorgriff’ auf Mahlers Neunte, evident. Man erlebt seelische Folterungen in Todesnähe  mit und sieht sich in schroffem Gegensatz in einen sich unendlichen wild und grell  steigernden synkopischen Polonaisenstrudel hineingezogen.

Als Zugabe spielen die Florentiner im hohen Norden Italiens das Intermezzo der Cavalleria rusticana aus dem Süden Italiens, nämlich Siziliens, wie der adoptierte Italiener Mehta das verklärt gespielte Stück ankündigt.    

Friedeon Rosén     

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