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WIEN/ Musikverein: MÜNCHNER PHILHARMONIKER (R. Strauss) unter Semyon Bychkov

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Musikverein: MÜNCHNER PHILHARMONIKER unter Semyon Bychkov 12. 9. 2014

Im zweiten Konzert der Münchner Philharmoniker der laufenden Saison dirigierte Semyon Bychkov ein reines Richard Strauss Konzert.

 Den Anfang macht Strausses Frühwerk Don Juan. Bychkov wählte, getreu seinem Still ein eher langsames Tempo. Die besondere Leistung lag jedoch darin, trotz breiter Tempi einen Spannungsbogen dermaßen umfassend zu gestalten. Er dirigierte die Münchner enorm differenziert und vielschichtig. Besonders bemerkenswert war die exzellente Abstimmung der einzelnen Orchestergruppen, sodass das Werk in all seinen Schattierungen hörbar wurde. Zweifellos wurde hier eine großartige Interpretation geboten. Meiner Meinung nach war Bychkovs Ansatz jedoch einen Tick zu glatt, zu romantisch. Strauss selbst wünschte, dass das Werk in all seiner Modernität zur Geltung kommen sollte.

Danach folgte das 2. Hornkonzert in Es-Dur. Das 1942 uraufgeführte Werk stellte einen Gegenpunkt zur ungestümen Gewalt der frühen Tondichtung dar.

Das Orchester agierte sehr nuanciert und bot Jörg Brückner den nötigen Raum, um seine Virtuosität voll zu entfalten. Die gefühlsbetonte Weise, in der er auch die schwierigen Stellen problemlos meisterte, ist in der Tat beeindruckend. Die enorme Vielschichtigkeit des Orchesterklanges kam besonders gut am Anfang des 2. Satzes zur Geltung. Im 3. Satz jedoch wirkte Brückner anfangs etwas zu alleine gelassen. Das Orchester hielt sich zu sehr im Hintergrund, wodurch das Horn übermächtig wirkte. Diese Übermacht währte aber nur kurz den sofort war das Orchester erneut präsent, um das Gleichgewicht wieder herzustellen

 Nach der Pause wurde die wohl musikalisch modernste Tondichtung Strausses gegeben: „Ein Heldenleben“.

Bychkov wählte auch hier wieder ein langsames Tempo, am Anfang könnte man fast meinen, zu langsam. Wunderbar ließ er aber die Feinde des Helden schnattern und keifen, das langsame Tempo tat der Spannung keinen Abbruch. Das Thema der Gefährtin wurde von der Solo-Violine klar und dennoch romantisch hervorgebracht. Überhaupt demonstrierten hier die Münchner die herausragende Vielschichtigkeit der Musik. Phänomenal gestaltete Bychkov des Helden Wallstatt. Mit großer Klarheit ließ er die Motive gegeneinander schmettern, ohne dabei ins Pathetische abzurutschen.

Danach schafften es Orchester und Dirigent das Stück trotz der breiten Tempi, ohne Verlust an Dynamik, immer weiter zu gestalten. Gerade am Ende beeindruckte Bychkov noch einmal dadurch, wie perfekt er in der Lage ist, die einzelnen Orchestergruppen aufeinander abzustimmen, sodass die Instrumente niemals nebeneinander, sonder stets miteinander agieren und sich so dieses sehr komplexe Stück wunderbar entfalten konnte. Ein besonderes Lob muss außerdem an die unglaublich präzise spielende Bläser abgegeben werden.

 Valentin Lewisch

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