Berlin/ Philharmonie: „ARIADNE AUF NAXOS“ von Richard Strauss konzertant, 14.10.2014
Foto-Copyright: Bettina Stöss
Eigentlich wollte die Deutsche Oper Berlin, deren Haus sich noch in der Schlussphase der Sanierung befindet, ihrem treuen Publikum und auswärtigen Gästen etwas Besonderes bieten: „Ariadne auf Naxos“ in der Philharmonie. Dort zwar konzertant, aber mit dem Weltstar Anja Harteros als Ariadne.
Die Plakate mit der Ausnahme-Sopranisten hingen in der Stadt, doch dann die Enttäuschung: Frau Harteros sagte einige Tage zuvor krankheitshalber ab. Mal wieder, müssen wir Berliner sagen. In einem Zeitungsinterview hatte sie vorab schon betont, dass Sie stets nur dann singen würde, wenn sie eine hundertprozentige Leistung erbringen könnte.
Wer für solch einen Stern am Gesangshimmel einspringt, hat es nicht leicht, aber auch eine Chance. Auf die Schnelle konnte die Deutsche Oper die junge Amerikanerin Meagan Miller gewinnen, die als Strauss-Interpretin bereits international gefragt ist und auch schon in Wien gesungen hat.
Zunächst aber ein kurzer Blick auf das längliche Vorspiel dieser Richard-Strauss-Oper: Ehrlich gebe ich zu, dass mir der uralte, auch heutzutage immer wieder praktizierte Trick, Theater auf dem Theater zu spielen – sei es Sprech- oder Musiktheater – selten behagt. Stets vermute ich, dem Autor/Librettisten sei keine zündende Gesamt-Story eingefallen, selbst wenn er im vorliegenden Fall Hugo von Hofmannsthal heißt.
Hier konzertant geboten, wurde dieses Vorspiel recht unergiebig. Von den Sängerinnen und Sängern konnte nur Daniela Sindram punkten. Mit wohlgeführtem Mezzo und guten Höhen machte sie die Verzweiflung des Komponisten ebenso deutlich wie sein allmähliches Nachgeben, während mich Markus Brück als Musiklehrer diesmal ziemlich enttäuschte. Imponiert hat mir jedoch der 90-jährige Salzburger Franz Mazura in der Sprechrolle des Haushofmeisters.
Im 1. Akt, der eigentlichen Oper, musste sich nun Meagan Miller als Ariadne beweisen. Nach einem anfangs arg störenden Tremolo gewann sie zunehmend Sicherheit. Bald blühte ihre Stimme mehr und mehr auf, ließ schöne lyrische Auf- und Abschwünge hören und bewies viel Strahlkraft in der Höhe.
Die war allerdings auch vonnöten. Denn Dirigent Ulf Schirmer, der zunächst mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin hübsch filigran musiziert hatte, ließ sich mehr und mehr zu Klangballungen hinreißen, ohne im mindesten auf die Interpreten zu achten.
Stefan Vinke als Bacchus konnte sich durchsetzen, sang sogleich mit voller Power. Allerdings mit einem metallischen Heldentenor, nicht mit einer warmen und geschmeidigen Stimme, die ein junger Gott auch haben sollte.
Überzeugend jedoch Susanne Elmark als Zerbinetta. Eine, wie sie im Buche steht. Mit einem Sopran, der nachdenkliche Szenen ebenso gelenkig meistert wie anspruchsvolle Koloraturen (Zwischenbeifall!) und dazu noch toll aussieht: schlank, beweglich und schick. Die einzige, die ihre Rolle voller Charme spielte, soweit das möglich war.
Sehr unterschiedlich von Stimme und Aussehen die drei Wagner-entlehnten Damen Siobhan Stagg (Najade), Ronnita Miller (Dryade) und Elena Tsallagova (Echo). Den Offizier und den Brighella gab Paul Kaufmann, den Tanzmeister Thomas Blondelle, den Perückenmacher Jörg Schörner, den Lakai Noel Bouley, den Harlekin Carlton Ford, den Scaramuccio Jörg Schörner und den Truffaldin Tobias Kehrer. Sie alle wurden durch Ulf Schirmer oft „untergebuttert“. Ohnehin – schon von Strauss her – blasse Rollen, die konzertant noch blasser wirkten.
Doch Ende gut alles gut. Als Ariadne und Bacchus schließlich in einen jubelnden Liebesrausch verfallen, vereinen sich Ihre Stimmen mit dem Orchester zu einem aufschäumenden Gesamtklang, belohnt mit ebenso jubelndem Applaus.
Ursula Wiegand