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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: NABUCCO

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München, Bayerische Staatsoper, Giuseppe Verdi, “NABUCCO”,  13.11.2014

Paolo Carignani rief zum Aufstand – und das Bayerische Staatsorchester und der Chor folgten dem Maestro: So aufwühlend und einpeitschend habe ich Ouvertüre und Eingangschor schon lange nicht mehr gehört. Noch  in der ersten Gebetsszene brodelte es heftig unter der Oberfläche der frommen Worte. Hier begann ein geknechtetes Volk seine Ketten zu zerreißen. Mit einem grandiosen Anführer: Vitalij Kowaljow verfügt über einen rabenschwarzen, gewaltigen Bass und wirkt als Hoher Priester jugendlich und kraftvoll. Dieser Zaccaria war ein kämpferischer, mächtiger Gegenspieler des Babylonierkönigs. Dalibor Jenis, von Statur und Physiognomie irgendwo zwischen Attila und Pandur angesiedelt, war ein würdiger Nabucco, hatte für den wilden, größenwahnsinnigen Herrscher die machtvollen Töne und die gebieterische Attitüde,  beeindruckte noch mehr als Geschlagener, Bittender.  

Roberto De Biasio sang den Ismaele mit schlankem, hellem Tenor. Bei den Damen begann Anna Malavasi als Fenena etwas unglücklich, detonierte mehrmals mit scharfer, greller Höhe. Im Verlaufe des Abends fand sie aber wieder zu einer einigermaßen schönen Gesangslinie. Prächtig dagegen Paoletta Marrocu: Die mörderische Partie der Abigaille sang sie fast ohne Anstrengung, mit dramatischem Aplomb. Dem entsprach auch ihr Auftreten: In der schwarzen Motorradkluft im ersten Teil als herrische, starke Rebellin, das lange Goldkleid im zweiten Teil verlieh ihr königliche Würde.  In ihrer Sterbeszene schließlich berührte sie als unglücklich Gescheiterte und man empfand tiefes Mitleid mit der einst so Mächtigen.

Zu nennen sind noch Goran Juric als ordentlicher Oberpriester des Baal, Ulrich Reß als Abdallo und Golda Schultz als Anna. Und Paolo Carignani und das Staatsorchester? Zeigten, dass sie auch wunderschön zart und kantabel musizieren können: Beim “Va, pensiero..” verzichteten Chor und Orchester auf jegliches vaterländische Auftrumpfen, sondern sangen die ganze Szene im mezzoforte und endeten im zartesten pianissimo. So wurde die wohlbekannte Melodie zu einem flehenden, eindringlichen Appell. Großartig!

Viel Applaus und Bravi für eine sehr gute Repertoirevorstellung.

 Jakobine Kempkens

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